200 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
Epidemien noch andere Uebel vorkommen, so ist klar, dass
‚jeder einzelne Fall aus sich selbst und nicht aus dem Allgemei-
nen erkannt werden müsse und dass eben durch dies Vertrauen
auf den Genius epidemicus in einzelnen Fällen die gröbsten
Missgriffe vorkommen können. — YV, Chronologische
[Darstellung aller Erscheinungen im Abdominal-
typhus (Krankheitsverlauf). Meist beginnt die Er-
| krankung mit Abgeschlagenheit und vermindertem Appetite,
Diese unscheinbaren Symptome werden oft nicht beachtet und
a8 scheint besonders von Einwirkung verschiedener Schädlich«-
keiten während dieses Zeitraums herzurühren, dass die ersten
bedeutenderen Erscheinungen so verschiedenartig auftreten Es
finden sich nämlich unter diesen: Fieberfrost, heftiger Kopf-
schmerz, starker Husten, Erbrechen, Durchfälle und reissende,
ziehende Schmerzen im ganzen Körper, Alle diese Erachei-
nungen sind entweder einzeln oder verschiedenartig mit einan-
der verbunden, Der Fieberanfall ist gewöhnlich bedeutend und
von auffallend grosser Mattigkeit und Abgeschlagenheit beglei-
tet; sein Eintritt eröffnet manchmal die Krankheit, zuweilen er-
folgt er aber nach mehrtägiger Dauer einiger der früher er-
wähnten Erscheinungen. Der Puls ist gleich .im Anfange be-
schleunigt, voll, weich, die Haut heiss, trocken, die Respi-
ration etwas beschleunigt , der Durst immer verstärkt, die Zunge
an der Spitze und den Rändern röther, mit deutlich sichtbaren
Papillen, der Grund derselben oft gleichfalls stark roth, häufig
gelblich oder weisslich belegt, der Urin dunkler gefärbt und
häufig gleich anfangs wässrige Stuhlentleerungen, nebastbei
manche, wie schon erwähnt, mehr zufällige Symptome, als
Kopfschmerz, Nasenbluten, Gelbsucht, Seitenstechen, Schmerz-
haftigkeit der Magengegend, des rechten Hypochondriums, Er-
brechen, Husten etc. Nach wenigen Tagen werden die Sym-
ptome characteristischer; Ausdruck von Kraftlosigkeit im Ge-
sichte , stammelinde, langsame Sprache, Betäubung, Schwindel,
getrübtes Bewusstsein, grosse Hinfälligkeit, Schlaflosigkeit,
trockene Zunge, starker Durst nach kaltem Wasser, häufiger
Husten mit wässrigem oder albuminösem Auswurfe, Dyspnöe,
trockene Haut, häufig Schmerz beim Befühlen der rechten Ro-
gio iliaca, beginnender Meteorismus , Durchfall, der Urin ent-
weder ganz klar, oder mit gleichsam staubhaltigen Schleimwol-
ken, die sich auch zu Boden setzen. Die Vergrösserung der
Milz ist durch Percussion wahrzunehmen. An welchem Tage
nach dem Fieberanfalle die Anwulstungen auf der Darmschleim-
haut und die Auschwellungen der Gekrösdrüsen beginnen, kann
bis jetzt nicht ganz genau bestimmt werden; am wahrscheir-
Jichsten ist es, dass gegen den dritten oder vierten Tag diese
Entartungen sichtbarer werden , wenigstens in den sehr heftigen
Fällen; denn bei Mehreren, die am dritten bis sechsten Tage