I4 I. Pathologie, Therapie und medicizische Klinik.
als ob Nichts vorgefallen wäre, wussten sich auch des Vorge-
gangenen gar nicht zu erinnern. Anfangs wiederholten sich die
Antälle in der erwähnten Form 3 uud 4 Mal täglich, nach
einem in dortiger Gegend üblichen Geheimmittel, so wie man-
nmgfaltigen, sehr verschiedenen Mitteln, welche Fischer ver-
ordnete , hatten sich die Anfälle intensiv dahin Verändert, dass
sie seit mehreren Wochen seltener und dann nur unter der
Form von Ohnmachten, die einige Minuten währten, erschie-
nen, Was die Ursachen anlangt, deren Ermittelung bei der
Epilepsie so schwer ist, so deuteten hier die angegebenen Data
wohl einiges an, Schwächliche, zum Theil kränkliche Mädchen
mit erhöhter, fast krankhaft gesteigerter Sensibilität, das Alter
der nahen Pubertät, das schon für sich derartige krankhafte
Erscheinungen begünstigt, die hohe Temperatur des Sommers
und dann der Anblick eines, plötzlich in der Schule vorkom-
menden epileptischen Anfalls , können als ursächliche Momente,
die die Verbreitung des Uebels veranlassten, angenommen wer-
den, wobei aber. das Uebel selbst als rein nervöses Leiden auf-
tritt. Die Eltern dieser Kinder sollen nie an Epilepsie gelitten
haben, leben aber alle in sehr drückenden Verhältnissen. Das
Schullocal ist gesund. Ueber die Cur ist das Allgemeine schon
oben angeführt worden. Willkommene Gelegenheit dürfte sich
hier gefunden haben, bei den einzelnen Kranken auch einzelne
Mittel, wäre es auch nur das angeführte Arcanum gewesen,
consequent anzuwenden, da Verbindung und stets wechselnde
Anwendung 80 vieler üblicher, in den Wirkungen ganz ent-
gegengeseizter Mittel — der gauze antiepileptische Apparat —
zu gar keinem Resultate führt und die Anhänger jenes gleich-=
zeitig gegebenen Arcanums den theilweise günstigen Erfolg der
Cur, .die Abnahme der Intevsität des Uebels, der eben sowohl
die Dauer des Uebels und der Veränderung der Diät, wie der
Temperatur etc, zugeschrieben werden kann, nur dem Arcanum
beimessen. Bei der ganzen auffallenden Erscheinung bleibt es
auch hier interessant, dass nur Mädchen von dem Uebel befal-
lien wurden, während alle Knaben, unter ganz gleichen. Ver-
hältnissen, frei blieben. Auch sind drei andere Epileptische,
die sich schon früher in Rietberg befanden, im Alter zwischen
17 und 24 Jahren, auch weiblichen Geschlechts. [Med. Zeit.
v. Vereine f. Heilk, in Pr. 1838. Nr. 8.]
3. Merkwürdige Krämpfe aus seltener Ursa-
che; vom Kreisphys, Dr. Ayxoraz in Zell. Kin 13jähriger
Knabe, welcher in den beiden vorhergehenden Jahren schon
mehrere Male am Veitstanz gelitten hatte, wurde im März
1835 von einem Nervenfieber befallen , wobei nichts Ungewöhn-
liches vorkam, bis am neunten Tage Zuckungen der Glieder
und oft auch der Gesichtsmuskeln mit gänzlicher Bewusstlosig-
keit eintraten; diese Anfälle stellten sich täglich zwei bis vier