Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

IV. Gynäkologie und Pädiatrik, 183 
Operation vor. Er lagerte Pat. auf einen Tisch, entleerte die 
Urinblase durch den Catheter und machte nun in der Richtung 
der weissen Linie einen 5 Zoll langen Schnitt. Während des 
Schneidens entstanden in den Unterleibsmuskeln deutliche Zu- 
ckungen und nach Eröffuung der Unterleibshöhle und Eingehen 
mit der Hand in dieselbe zeigte sich darin keine Spur einer 
Geschwulst. Die Wunde wurde daher schnell nach Reposition 
der in grosser Menge vorgefallenen Darmpartieen durch blutige 
Naht geschlossen, ausserdem 1 Zoll breite, auf der Wunde 
vorn sich kreuzende Heftpflasterstreifen angelegt, darauf Char- 
pie, Compressen und eine passende Bauchbinde applicirt, die 
Operirte zu Bett gebracht und ihr eine Gabe Laudanum ge- 
reicht, um die nicht zu verkennende Einwirkung des blutigen 
Eingriffs aufs Nervensystem zu mildern, In den nächsten Ta- 
gen traten einige stürmische Zufälle ein, namentlich sehr hef- 
tiges, häufig sich wiederholendes Erbrechen, doch allgemeine 
Blutentziehungen und warme Breiumschläge über die Verband- 
stücke auf den Unterlaib beseitigten ‚diese Zufälle und, was das 
merkwürdigste war; den Tag nach der Operation wurde der 
Harn nicht nur ohne alle Beschwerde gelassen, sondern es trat 
auch von selbst Stuhlgang ein und seitdem erfolgten diese Aus- 
Jeerungen ganz natürlich, bis 4 Wochen nach vollkommener 
Vernarbunz, wo D. die Operirte als geheilt entlassen wollte, 
da sie keine Schmerzen mehr hatte, auch der Unterleib sich 
durchgängig weich anfühlte. Um diese Zeit fingen aber die 
alten Klagen wieder an und mit denselben ‘stellte sich dann 
auch ab und zu Verhaltung des Harns und Stuhlgangs ein, 
doch erreichten diese Beschwerden nie den frühern Grad, Im 
Frühjahre 1837 bekam sie abermals ein intermittirendes Fieber, 
das nicht so hartnäckig als das erste Mal war und im übri- 
gen Befinden nichts veränderte. Lange in Eiterung gehaltene 
grosse Haarseile, die durch die Bedeckungen der Unterbauchge- 
gend gezogen worden waren und der innere, lange fortgesetzte 
Gebrauch der Tinct. antimiasm. Köchlini stellten Pat, für die 
auch noch eine sehr eng anschliessende Bauchbinde gefertigt 
worden war, endlich so weit her, dass dieselbe im April aus 
der Anstalt entlassen werden konnte, Der Verf, glaubt, dass 
er es hier mit nichts Anderem zu thun hatte, als mit einer 
krampfhaften Affection des Darmkanals, in deren Folge An- 
häufung von Luft in den Därmen entstand und den Anschein 
einer Geschwulst erregte. Autfallend ist dann nur, dass die 
Symptome: so unveränderlich dieselben blieben! Oft hat auch 
D., da Pat, sehr träge und arbeitsscheu war, an Verstellung 
gedacht, doch dagegen spräche denn doch wohl der Torpor des 
Darmkanals gegen Abführmittel und Klystiere, auch würde 
sich wohl Niemand, um der Faulheit zu fröhnen, den Leib auf-
	        
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