I. Pathologie, Therapie und medicinische Klivik., 33
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lung ist aber bis jetzt auch ohne allen Erfolg geblieben.
Brechmittel, kühlende, besänftigende Solutionen, Resolventia
mit Aqu. Laurocer, und Calomel haben durchaus keine Hei-
lung bewirkt, doch sind bei Einigen die Anfälle allmahlig in-
tensiv schwächer geworden. Der Abgang von Würmern hatte
auf Wiederkehr der Anfälle keinen Einfluss, Aber auch direct
krampfstillende Mittel von stärkerer Wirkung: Flor. Zinc,.
Extr. hyosc, Magist, Bism. , selbst Cupr. sulph. ammon., und
Opium wollten nicht helfen, Zuweilen wich der Anfall zwar
aut 8—14 Tage, stellte sich aber nach ganz geringen Veran-
lassungen, manchmal schon nach leichtem Verweise der Eltern
wieder ein. — Die gleichzeitig im vorigen Sommer vorge-
kommene Verbreitung der Epilepsie in der Schule zu Rietberg
ist zwar, was die Zahl der Betallenen anlangt, nicht so be-
deutend, wie in Bielefeld, bietet aber denselben auffallenden
Beweis der Uebertragung krampfhafter Zufälle auf kränkliche
reizbare Constitutionen dar, Ein 12!jähriges Mädchen, Fran-
zisca Rı, das schon seit 2 Jahren an epileptischen Zufällen ge-
litten, bekam Ende Mais in der Schule einen Anfall, worauf
nach und nach 4 andere Mädchen ähnliche Zufälle bekamen.
Eins derselben, Johanne H,. 11 Jahr alt, zwar lebhaften, irri-
tablen Temperaments , doch kräftig, auch von gesunden Eltern
stammend, wurde bald darauf befallen und bekam die Anfälle
3-—4 Mal täglich. Lisette O. 9 Jahr alt, scrophulös,. von
schwächlichen Eltern geboren und von frühster Jugend kränk-
lich, hatte zwar schon seit dem Herbste 1836 zu Zeiten ge-
linde Anwandlungen von Convulsionen erlitten, die heftigsten
epileptischen Zufälle traten jedoch erst nach dem Anblicke des
Anfalls der Franciska R. Ende Mais ein. Lisette R. 11 Jahr
alt, schwächlich und früher oft krank, bekam die ersten Zu«-
fälle bald nach dem bemerkten Aufalle der Franciska R. und
diese wiederholten sieh anfangs täglich 3—4 Mal. Seit Oct.
1836 bekam sie die Anfälle etwa alle 8 Tage, Was die An-
fälle selbst betrifft, so bemerkte man fast gar keine Vorboten
derselben. Die Kinder stürzten mit einem Schrei plötzlich nie-
der, Die Affection des Muskelsystems stellte sich am häufig-
sten als Conyvulsionen dar, in einigen Fällen auch, wechselnd
mit tonischem Krampfe, der, nach Angabe des dortigen Arztes;
Lic, Fischer, zuweilen als Emprosthotonus, zuweilen als
Opistothotonus sich zeigte, Empfindungen und alle willkührli-
chen Bewegungen waren aufgehoben; Schaum vor dem Munde,
so wie Einziehen der Daumen , fand bei den 4 Letzteren nicht
Statt. Die Anfälle währten 10—15—20 Minuten, selten eine
halbe Stunde, Das Jetzte Stadium des epileptischen Anfalls,
das Stadium soporosum, fehlte, oder war sehr kurz. In der
Regel waren die Kinder gleich nach dem Anfalle wieder mun-
ter und setzten die unterbrochene frühere Beschäftigung fort,