IL. Chirurgie und Ophthalmologie, 373
chen. Nach der Reposition wurde ein in reines Wasser ge-
tauchter Leinwandstreifen über die Wunde gelegt, darauf der
Unterschenkel einfach mit einer Zirkelbinde umgeben , drei mit
Leinwand ausgepolsterte dünne Holzschienen angelegt, das Ganze
mit kaltem Wasser angefeuchtet und auf ein Heckselkissen ge-
legt. ‘ Dabei erhielt der Kranke eine leichte Diät, welche bald
nach dem Appetite desselben einer reichlichern wich. So blieb
mit gänzlichem Unterlassen eines jedem Verbandes der Fuss
22 Tage lang unberührt, trotz der Geschwulst, welche nach
vier Tagen wieder sank, ungeachtet des Durchschlagens einer
puriformen blutigen Flüssigkeit durch die Verbandstücke und
des Erscheinens von. Maden, welche sogleich durch etwas Cam-
phergeist beseitigt wurden.‘ Bei Eröffnung der fest auf einan-
der klebenden Verbandstücke fand sich die frühere grosse
Wunde, bis auf den Umfang eines Silbergroschens, fest auf dem
Knochen vernarbt und die Knochenenden mit geringer Callus-
bildung vereinigt. Die Form des Unterschenkels war ohne jede
Verkürzung eine vollkommen natürliche, der Verletzte war im
Stande, den Fuss von dem Bette in die Höhe zu heben und
empfand nichts Unangenehmes bei dem Versuche zum Heben
und Seitwärtslegen. Es wurde eine leichte Binde umgelegt,
alle übrigen Verbandstücke entfernt und die Heilung gelang so
gut und vollkommen, dass der Mann nach sieben Wochen wie-
der als Steinarbeiter arbeiten konnte, [Casper’s Wochenschr.
f. d. ges. Heilk. 1838. Nr. 13.] .
= 74. Merkwürdige Heilung einer bösen und
langwierigen Ophthalmo-Blepharopyorrhoea scro-
phulosa; von Dr. Gorrer in Eibing. MNachstehender inte-
ressante. Fall kam dem Verf. 1824 bei einem 13jährigen Kna-
ben, einem Zöglinge des Industriehauses , vor. Der, wie die
meisten Zöglinge dieser Anstalt , scrophulöse Knabe, der schon
von der ersten Kindheit an Drüsengeschwülsten, scrophulösen
Ausschlägen, Augenlider- Entzündungen und Verstopfungen der
Mesenterialdrüsen gelitten, bekam im Frühjahre 1824 eine so
heftige, hösartige, bald in copiöse Eiterung übergehende scro-
phulöse Entzündung der Augenlider beider Augen, dass ihn G.
nach etwa lO0tägiger Dauer, wo er zuerst zu ıhlm gerufen
wurde, sehr leidend fand. Die gleich grossen Polstern aufge-
schwollenen, rothen und entzündeten obern Lider hingen weit
über die aufgedunsenen Wangen herab und bedeckten sie fast
ganz, ein starker Eiterstrom. floss beständig aus denselben über
die aufgedunsenen Wangen herab und erzeugte auf diesen einen
fressenden herpetischen Ausschlag; starke Schmerzen und hef-
tiges, brennendes Jucken folterten gleichzeitig den Kranken un-
aufhörlich und es war nicht möglich, die Augen auch nur etwas
zu öffnen. Zuerst wurde Pat. einige Wochen zu Hause behan-
delt, dann aber wurde er, der nöthigen bessern Abwartung