170 HL. Chirurgie und Ophthalmologie,
Ius möglich ist. S. beobachtete einen Fall, in dem die Unter-
scheidungszeichen sich so deutlich herausstellten, dass die Art
des Bruchs sogleich erkannt uud der Ausgang vorausbestimmt
werden konute. Kin abgemagerter, langer, dem Trunke erge-
bener Mann von 46 Jahren, fiel im Herbste 1834 vier Stufen
von einer Leiter herab, so, dass er auf die Füsse zu stehen
kam. Er stürzte zusammen, ohne im Stande zu seyn, wieder
aufzustehen und musste auf einem Schubkarren in seine Woh-
nung gefahren werden. Eine Viertelstunde darauf sah ihn S.
auf dem Rücken liegend, über hefiige Schmerzen .im linken
Hüftgelenke klagend und vollkommen unvermögend, die linke
Unterextremität zu bewegen. Das Glied war nicht verkürzt,
der Fuss, die Zehen und das Knie nach aussen gedreht, 80
dass der Fuss ohne Schwierigkeit und ohne sonderliche Ver-
mehrung der Schmerzen in die richtige, gerade Stellung ge-
bracht werden konnte, sofort aber wieder, sich selbst überlas-
sen, nach dem Gesetze der Schwere, in die Lage nach aus-
wärts zurückkehrte. Am Gelenke war durchaus nichts Defor-
mes wahrzunehmen. Die Trochanteren beider Schenkelbeine
waren in ihrer Stellung vollkommen gleich; auch die Beweg-
lichkeit des Trochanter der verletzten Extremität war nicht grös-
ser und bei der Rotation des Fusses beschrieb er keinen klei-
neren Bogen, wenigstens war das den Schenkelhalsbruch sonst
characterisirende Sich-Drehen um seine eigene Achse nicht vor-
handen. Der Kranke konnte das Glied, wenn man es im Knie
gebeugt hatte, die Ferse auf dem Bette‘ fortschiebend wieder
ausstrecken und die Zehen bewegen, Von den Zeichen des
Schenkelhalsbruches waren also nur, die Verletzung der Fun-
ction des Gliedes und die Richtung desselben nach auswärts
vorhanden. An Luxation und an Fractur des Acetabuli war
nicht zu denken, eben so wenig an Quetschung der Muskeln
des Hüftgelenks; vielmehr sprachen das völlige Unvermögen,
das Glied zu brauchen, und das schlaffe Auswärtsfallen dessel-
ben bei dem Mangel aller festen Haltung unverkennbar dafür,
dass die Continuität des Knochens im Schenkelhalse aufgeho-
ben seyn müsse, während die Nichtverkürzung des Gliedes und
der relativ feste Stand des Rollhügels zeigten, dass zwischen
dem Schenkelbeine und dem ‚Acetabulo noch eine Verbindung
stattfinden müsse, fest genug, um die den Fuss verkürzende
Wirkung der Glutäen zu verhindern und zwischen dem Schen-
kelhalse und dem Kopfe desselben eine so feste Verbindung
zu unterhalten, dass der Trochanter bei der Rotation des Fus-
ses sich nicht um sich selbst drehen konnte, sondern einen Bo-
gen umschreiben musste, Diese Verbindung konnte nur durch
das Kapselband unterhalten werden, und aus der Zusammen-
stellung der vorhandenen und nicht vorhandenen Symptome ging
hervor, dass der Bruch sich innerhalb der Kapselmembran be-