II. Materia medica und Toxikologie, 161
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eben so aus wie die im Oesophagus, Der Magen sah von der
Cardia an bis zum Grunde des grossen Blihdsacks schwärzlich-
gelb aus; die ganze Oberfläche dieses Organs hatte einen gelb-
grünen Ueberzug, der mit der Schleimhaut sehr zusammenhing ;
man konnte einige Lappen dieser letztern gleichfalls wegneh-
men, aber bis zu 2“ von der untern Magenmündung und an
dieser selbst war die ganze Oberfläche mit einer gelbgrünen,
sehr consistenten Masse überzogen; wenn man diese Partie ein
wenig abschabte, so fand sich die Muncosa verkohlt; an allen
diesen Puncten war es nicht möglich, das kleinste Fragment
davon wegzunehmen. Auch das’ Duodenum war mit gelblicher
Flüssigkeit überzogen, die aber nicht der Schleimhaut so an-
hing; dasselbe fand sich auch im Düundarme, dessen ganze
Schleimhaut gelb gefärbt war und sonst keine Verletzung er-
kennen liess, Der Dickdarm enthielt nur Fäcalstoffe. Das
Herz enthielt etwa 3 Unzen Blutklumpen, die Aorta war fast
voll von gelatinösen Blutklumpen, Die’ rechte Arteria femo-
ralis war ganz verstopft durch schwärzliche, ziemlich consistente
Blutklumpen. Die Lungen, Nieren, die Milz und die Leber
waren gesund. Der Uterus enthielt einen sechsmonatlichen Fö-
tus, — Die chemische Untersuchung der im Magen gefundenen
Flüssigkeit, des Ueberzugs der Schleimhaut des Magens, des
Darminhalts wies Schwefelsäure nach; auch das Blut, welches
man in der Schenkelpulsader gefunden hatte, wurde chemisch
untersucht, Kin kleiner Blutklumpen wurde in einer an einem
Ende verschlossenen Röhre bis zur vollständigen Zersetzung er-
hitzt und lieferte eine ammoniakalische Flüssigkeit, die mit
Phosphorsäure behandelt deutliche Spuren von Schwefelsäure
erkennen liess. — Ein Gramme von dem Blute wurde
mit destillirtem Wasser, das einige Grane doppeltkohlensauren
Kalis enthielt, in Berührung gebracht; derselbe Versuch wurde
mit einem gleich schweren normalen Blutklumpen gemacht,
jeder der beiden filtrirten Flüssigkeiten setzte man salzsaures
Baryt bei. Der Blutklumpen des Bluts aus der Femoralarterie
der Vergifteten liess nach der Calcination des Niederschlags
merkliche Spuren von schwefelsaurem Baryt erkennen, eben 80
verhielt es sich hei ‚der Behandlung mit verdünnter Salpeter-
säure, Die angegebenen Merkmale, wodurch die Gegenwart
von Schwefelsäure in dem Blutklumpen angezeigt wurde, ge-
hören zwar nicht zu denjenigen, welche den strengsten Beweis
Hefern, denn man fand nur Spuren von schwefelsaurem Baryt
und bemerkte nur den Geruch der schwefeligen, Säure; stellt
man aber diese Merkmale mit den Erscheinungen während des
Lebens zusammen: mit dem Kaltwerden der Extremitäten, mit
dem Absterben der untern Extremitäten, das dem allgemeinen
Tode voranging, die Gegenwart eines verstopfenden Blutpfropfs
in der Femoralarterie, so kann man schliessen, dass die Wir-
Suimarium d. Medicju, 1838. 1. il