Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

138 11. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 
14jährigen Knaben gerufen, der seit 8 Tagen bettlägerig war 
und vom Anfange der Krankheit an wenig gesprochen und nie 
gestörtes Bewusstsein gezeigt hatte. Der Kranke lag ruhig im 
Bette zwischen Schlafen und Wachen. Die Farbe des Gesichts 
war ziemlich normal, ebenso die Temperatur des ganzen Kör- 
pers, die Augen zeigten schielenden Blick bei erweiterten Pu- 
pillen. Auf Fragen antwortete der Kranke theils gar nicht, 
theils sehr verworren, zeigte aber auf Verlangen die weisslich 
belegte: Zunge, Der Unterleib war beim Drucke nicht schmerz- 
haft, die Respiration ungewöhnlich leise und langsam. Die 
Muskelthätigkeit, obgleich nicht frei, doch nicht ganz gestört; 
bisweilen bemerkte J, ein leises Zucken des rechten Armes 
und des rechten Beines. Die Urinabsonderung war regelmässig 
und‘ willkührlich, der Stullgang seit zwei Tagen nicht erfolgt, 
Der Puls wechselte zwischen 25—353 Schlägen in der Mioute, 
war oft aussetzend, aber ziemlich gefüllt. Der Knabe hatte 
vom fünften Jahre an von Zeit zu Zeit über Schmerz in der 
linken Kopfhälfte geklagt, der einige Tage dauerte und dann 
wieder verschwand, ohne dass übrigens die Gesundheit gestört 
worden wäre, J. stellte die Diagnose auf einen organischen 
Fehler eines Gehirntheils oder seiner weichen Umkleidungen, 
Der Kranke starb zwei Tage darauf unter gelinden klonischen 
Krämpfen, die besonders die Extremitäten befielen., — Bei 
der Section sank nach Wegnahme der ungewöhnlich dünnen 
Schädeldecke das Gehirn sackförmig nach hinten herab. Die 
Dura mater war mit strotzenden venösen Gefässen durchwebt 
und hier und da mit einem schleimigen Exsudat bedeckt, ein 
solches fand sich auch in geringerer Masse zwischen ihr und 
der Arachnoidea, Die Hirnwindungen, besonders die der lin- 
ken Hemisphäre, waren fast ganz geschwunden, Die Hirn- 
masse fühlte sich sehr weich an. J. begann die Lösung au der 
Crista galli, sogleich sank ihm die ganze Masse des Gehirns 
entgegen. Die einzelnen Gehirnnerven trennten sich wie Schleim- 
fäden, sogar der Nervus opticus dicht hinter dem Chiasma. J. 
liess durch einen Gehülfen das grosse Gehirn mit beiden Hän- 
den halten, wobei dessen Fingerspitzen sich bald in die er- 
weichte Masse einsenkten, trennte schnell das Tentorium ce- 
vebelli, nahm das ganze Gehirn heraus und legte es auf ein 
Bret; da dasselbe sich aber auf diesem wie ein weicher Teig 
auseinander dehnte, 80 brachte er es in ein Gefäss voll Was- 
ser und untersuchte zuerst den Grundtheil, Die Erweichung 
war hier weit bedeutender als oben. Der linke hintere Lap- 
pen des grossen Gehirns hatte ein livides Aussehen und J. 
fühlte und sah deutlich ein Schwappen, wie von einem grossen 
Eitersacke. Die beiden vordern und der rechte hintere Lappen 
hatten ziemlich normale Färbung, zeigten aber bei weitem Dicht 
die Consistenz eines gesunden Gehirns, Die ganze untere Flä-
	        
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