Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 
Charitegebäude nicht anwendbar, weil die verlangte gleichmäüs- 
sige und hohe Temperatur bei der daselbst statt lindenden Hei- 
zung mittelst erwärmter Luft nicht zu erreichen ist. UVebrigens 
ist man von Behandlung der Krätze nach der im Wesentlichen 
mit der Vezin’schen übereinstimmenden. englischen Methode, 
die auf Görcke’s Vorschlag in den preussischen Militärlazare- 
then versucht wurde, bald zurückgekommen, sowohl wegen 
des damit verbundenen Schmutzes, als auch weil die Kranken 
nicht früher, als bei. Behandlung mit Seifenkrätzsalbe der Mi- 
litärpharmacopöe geheilt wurden, Sucht übrigens Vezin den 
Grund des Misslingens in Unvollkommenheit der Angaben G ör- 
cke’s, so muss erwiedert werden, dass Görcke, der für die- 
sen Gegenstand sich besonders interessirte, Augenzeuge der Be- 
handlung in einem englischen Militärlazarethe war und sofort 
dies Verfahren bei den preussischen Truppen zu prüfen be- 
stimmte. — Auch in der Charite ist die englische Methode 
3817 und 1818 angewendet worden, die angerühmte frühe Ent- 
lassung konnte aber meist aus dem Grunde nicht bewirkt werden, 
weil die vorgeschriebene KEinreibung- die Haut wund machte 
und deshalb bei ungünstiger Jahreszeit die Entlassung vor dem 
30. bis 14. Tage nicht zulässig war. 1830 wurden die Ver- 
suche wiederholt, Bei etwas schwächlichen Subjecten musste 
jedoch die Cur wegen Brustoppressionen und Bluthustens unter- 
bhrochen werden, Bei Andern hatte der Krätzausschlag nach 
der Cur nicht nur nicht abgenommen, sondern war, namentlich 
an den Händen, noch stärker erschienen; dabei waren die 
Kranken durch hohe Temperatur und Schweiss so erschöpft, 
dass an Wiederholung nicht zu denken war, man vielmehr an- 
dere Mittel gebrauchen musste. Nur in einigen frischen Fällen 
war das Uebel als beseitigt zu betrachten, aber auch diese We- 
nigen konnten zur vorgeschriebenen Zeit wegen grosser Schwä- 
che, besonders aber deshalb nicht entlassen werden, weil un- 
möglich ‚sämmiliche mitgebrachte Effecten bei so grosser Kran- 
kenzahl, die oft 150 übersteigt, in 2 Tagen gründlich gerei- 
nigt werden konnten, Nicht minder ungünstig in Bezug auf 
Dauer der Curzeit und radicale Heilung stellten sich die Re- 
sultate anderer angerühmter Methoden, als der Schwefelräuche- 
rupgen, der Waschungen mit concentrirter Chlorkalksalution 
und der Einreibungen mit Ziegelmehl, heraus, weshalb es so- 
wohl im Interesse der Krankenanstalt , als der Kranken selbst 
angemessen schien, immer wieder zu der seit vielen Jahren be- 
währt gefundenen Methode zurückzukehren. Jeder Pat. rieb 
nämlich unter strenger Aufsicht in einem mässig warmen Zim- 
mer den ganzen Körper, nur Gesicht und Genitalien ausgenom- 
men, besonders aber die vom Ausschlage vorzugsweise ergrif- 
fenen Stellen, täglich drei Mal mit einer Salbe aus einem Theile 
Schwefel und zwei Theilen schwarzer Seife ein. Dabei nalım
	        
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