120 “IV. Gynäkologie und Pädiatrik,
Kranken enorm ausgedehnt; beim Stehen war die Ausdehnung
ganz gleichmässig, beim Liegen schiem der Leib mehr nach der
linken Seite ausgedehnt. Deutliche Fluctuation war fast an al-
len Stellen, des Unterleibs wahrzunehmen, der Nabel war ver-
strichen, und durch die angespannten Bedeckungen des Unter-
leibs liess sich keine deutliche Begränzung irgend einer. Ge«
schwulst in dieser Höhle wahrnehmen. Vor den äussern
Geschlechtstheilen lag eine Geschwulst von der Grösse ei-
nes Kindskopfs, deren Bedeckungen excorlirt und exulce-
rirt waren und der Kranken die heftigsten Schmerzen ver-
ursachten. D. bestrich die Oberfläche derselben mit Oel und
verrichtete dann die Reposition, wobei er in der Geschwulst
Theile des Darmkanals deutlich fühlte; hier fand also »icht
Prolapsus , vaginae, sondern eine Hernia vaginae und zwar
eine vordere statt, denn die Gedärme waren zwischen Blase
und Gebärmutter herabgestiegen. Die Portio vaginalis uteri
stand sehr tief und war nach hinten gerichtet. Pat, litt an
hartnäckiger Verstopfung, Appetitlosigkeit, häufiger Uebelkeit
und Erbrechen einer grossen Menge zähen, sauren Schleimes;
die Schmerzen im Unterleibe liessen ihr weder bei Tage noch
bei Nacht Ruhe, Sie beschrieb dieselben als drückend und
pressend, konnte. aber keine Stelle angeben, von wo sie ur-
sprünglich ausgegangen wären; ein kräftiger Druck auf den
Unterleib bewirkte keine Zunahme derselben. Das Liegen auf
dem Rücken war Pat. am erträglichsten; legte sie sich auf die
rechte Seite, so schien es ihr bisweilen, als wenn etwas Schwe-
res von links nach rechts hinüberfiele, Die Harnabsonderung
war sehr sparsam, .die unteren Extremitäten ödematös ange-
schwollen, und, der Puls klein und frequent.‘ Das allmählige
Entstehen der Krankheit, so wie der bisherige Verlauf der-
selben, sprach für das Vorhandensein einer Sackwassersucht,
Von allen verordneten Mitteln minderte auch nicht ein einziges
die Krankheit, Da zu Ende des Jahres in Folge der enormen
Ausdehnung des Urterleibes sich bedeutende Athımungsbesch wer-
den eingestellt .hatten, so beschloss D. die Punction zu verrich-
ten. Er fand eine deutliche fluctuirende Stelle links vom Nabel
und stiess hier einen sehr dicken Troikar ein. Nach Heraus-
ziehen des Stilets floss erst dunkelgefärbte, übelriechende Flüs-
sigkeit aus der Röhre und sodann dicke, sulzige, eiweiss-ähn-
liche Flüssigkeit, die häufig die Röhre verstopfte, so dass D.
verschiedene Male mit einem elastischen Catheter eingehen
musste, um das Ausfliessen derselben zu befördern. Auf diese
Art wurden vier Waschnäpfe voll entleert, der Umfang des
Unterleibs verminderte sich danach und auf das bestimmteste
konnte man sich überzeugen , dass mehrere einzelne Geschwülste
von verschiedener Grüsse und Härte bestanden. Nach der Pup-
ction traten keine bedeutenden Zufälle einz aus der mit Heft-