Full text: (Neueste Folge, Band 8 = 1838, No 9-No 16)

106 Hl, Chirargie und Ophthalmologie. 
war nicht bedeutend, so dass er durch die Percussion zu entdecken 
gewesen wäre, übte aber als fremder Körper auf die empfind- 
liche Pleura so bedeutenden Reiz aus, dass, wenn man das wahr- 
scheinlich gleichzeitige Eindringen der Luft ins Cavum thoracis 
hiozurechnet, die örtlichen und allgemeinen Erscheinungen wohl 
zu erklären sind. Der Reiz ‚dauerte fort und erweckte in der 
nar zu leicht dazu geneigten Pleura die Secretion der wässrigen 
Flüssigkeit. Mechanisch dehnte diese bei ihrer Zunahme die 
Wand des Thorax nach aussen hin aus und drückte zugleich die 
Lunge zusammen, Die Operation konnte die vorhandene Flüs- 
sigkeit wohl ausleeren, sollte sie ‚aber Heilung bewirken, so 
musste die Heilkraft der Natur drei sehr schwierige Processe 
bewirken. 1) musste der Riss sich durch Verwachsung schlies- 
sen. 2) die an die krankhafte Secretion gewöhnte und schon 
in ihrer Structur veränderte Pleura zur Norm zurückkehren und 
3) das comprimirte Lungengewebe sich wieder bis zu seiner 
vorigen Grösse ausdehnen. Die beiden letzteren Processe er- 
folgen nicht grade selten; denn überall, wo die Paracente- 
sis thoracis bei Empyema und Hydrothorax mit gutem Erfolge 
gemacht wurde, muss dies geschehen sein; dass aber eine 
Trennung des Lungengewebes. wieder vereinigt wird, kann 
nur unter den günstigsten Umständen statt finden. Wenn bei 
penetrirenden Brustwunden grössere Gefässe und Bronchialäste 
verschont bleiben und nur das eigentliche Lungengewebe ver- 
letzt wird, ist bei sonst gesunden Lungen die Heilung häufig; 
im vorliegenden Falle aber, wo ein bedentend grosser Riss 
statt gefunden hatte, der Husten und erneuerte Ausfluss den 
Durchweg beständig offen erhielten, war an keine Schliessung 
zu denken. Die Natur begann ihren Vernarbungs- Process in- 
dess nur an den Rändern, welche bei der Section überhäutet 
und in der Dicke einer Linie callös gefunden wurden. Dies 
beweist, dass die Oeffnung nicht in der letzten Zeit vor dem 
Tode entstanden sein konnte. — Es fragt sich jetzt, ob un- 
ter solchen Umständen die Operation angezeigt war, Wie er- 
wähnt äusserte M. vor der Operation gegen seinen Collegen, 
dass Ruptur einer Excavation in die Brusthöhle die heftigen 
Erscheinungen hervorgebracht haben könnte. Gewissheit war 
jedoch nicht zu erlangen. Wenn auch von J. P. Frank, 
Richter, Schönlein u. A. dieser Ausgang der Phthisis mit 
aufgeführt wird, so geben sie doch nur die Symptome des Em- 
pyema oder Pneumothorax überhaupt an; ob der Fall dem mit- 
getheilten gleich sei, lässt sich vielleicht einzig aus der schnel- 
len Entstehungsart und dem Mangel an entzündlichen . Vorläu- 
fern abnehmen. Die Erfahrung des Verf. unterstützte ihn hier 
nicht. Hätte er aber auch Gewissheit gehabt und hätte er dann 
bestimmter an einen endlichen Ausgang denken müssen, 80 
würde er doch vielleicht die Operation vorgenommen haben,
	        
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