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41. Materia medica und Toxikologie,
Stickstoff in dem Pulver, und dadurch war es dargethan,
dass die Bestandtheile des fraglichen Pulvers entweder ganz
oder zum grössten Theil dem Thierreiche entnommen seyn
mussten. }. Der Rückstand in der Glasröhre war eine leichte,
Juckere Kohle, die vor dem Löthrohre nur sehr schwer, ganz
ähnlich der Thierkohle, verbrannte, und, da nur zwei Gran
des Pulvers angewendet worden waren, eine sehr geringe
Menge schmutzig weisser Asche hinterliess, welche, mit Salz-
säure übergossen, ein wenig aufzubrausen schien. Die Ver-
suche zur Ermittelung von Arsenik und Quecksilber Hessen auch
nicht die geringste Spur von beiden entdecken. Die Behand-
Jung des Pulvers mit Wasser, Weingeist und Aether führte zu
keinen Resultaten, da die genannten drei Lösungsmittel nur
eine sehr schwache gelbe Farbe annahmen, weitere Versuche
aber wegen der zu geringen Menge des zu untersuchenden
Pulvers nicht angestellt werden konnten, Da die Chemie zur
näheren qualitativen Bestimmung des fraglichen Pulvers wei-
tere Hülfsmittel nicht darbot, so wurde zur ferneren Untersu-
chung ‚ein sehr scharfes Mikroscop angewendet, durch dessen
Hülfe unter den bereits oben genannten schwarzen Puncten
einige entdeckt wurden, welche, blau und metallisch glänzend,
unverkennbare Spuren von Fragmenten der Flügeldecken und
Bauchringe eines Käfers zeigten. Da auf chemischem Wege
bereits erwiesen war, dass die Hauptbestandtheile , vielleicht
die ganze‘ Masse des Pulvers organıschen Ursprungs sei, 80
wurde es durch die als schwarz blaue Puncte sich zeigenden
Brustschilder , Flügeldecken und, besonders Bauchringe von Kö-
fern, so ‚wie durch die gelblich-graue Farbe’ und mehlige Be-
schaffenheit der andern Masse, welche mit Recht als die innern
Theile von mässig grossen Käfern erkannt wurde, höchst wahr-
scheinlich, dass das Pulver aus einem feingestossenen, mit
schwarzblauen Bauchringen, Flügeldecken und Brustschildern
versehenen, möüössig grossen Käfer bestehe. Da anzunehmen
war,. dass zu dem Pulver ein in hiesiger Gegend ‚vorkom-
mender Käfer von schwarzblauer Farbe genommen worden sel,
so wurden die so gefärbten, hier vorkommenden Species der
Gattung Blaps und Meloe untersucht, Das Pulver von Blaps
war dem fraglichen wenig ähnlich, dagegen zeigte sich das
Pulver von Melo& majalis und ganz besonders das von Melot
proscarabaeus dem in Rede stehenden ganz gleich, und zwar
sowohl in seinen physischen Eigenschaften , als in seinem che-
mischen Verhalten. Deshalb ist mit Sicherheit anzunehmen, dass
das fragliche Pulver aus getrockneten und gepulverten Maiwür-
mern (Melo& proscarabaeus) bereitet worden sei. Das gerichts-
ärztliche Gutachten des Amtsphysikus Dr. H. in Pl. ging im
Wesentlichen dahin: 1) sei die Gabe des aus Maiwürmern
bereiteten und dem verstorbenen G. gereichten Pulvers,' da sie