1.‘ Pathologie, Therapie und medicmische Klinik,
men, um sich heilen zu lassen und für die, da sie fremd sind,
das Gesellen - Verpflegungsinstitut nicht zahlt, Aus fast allen
grössern Städten, besonders des nördlichen Deutschlands, er-
scheinen jährlich solche Kranke, die oft wunderbare Erzählun-
zen von den Curen machen, denen man sie, ohne sie zu hei-
fen, unterworfen hat. Am 29. Mai 1836 kam selbst ein
krätziger Tabaksspinner von Amsterdam, der 6 Wochen und
4 Tage im buiter Gasthwis daselbst behandelt und den 26.
Detbr. 1835, vermeintlich geheilt, entlassen war. Bald ergab
sich aber, dass er nicht geheilt war, indem er stets starkes
Yucken fühlte und auch seinen Schlafkameraden ansteckte. Er
liess sich nun von Mehreren behandeln und reis’te dann end-
lich, auf Anrathen einiger, vom Verf. von der Krätze Geheil-
ten, nach Osnabrück, um sich hier behandeln zu lassen. Am
3. Tage der Kur entliess ihn V. mit der Bitte, ihm, falls er
nicht ganz geheilt sei, ja später diess zu melden, doch eine
zviche Nachricht ist ausgeblieben, Der Verf. fragt, ob eine
Methode, die derartige Resultate herbeiführe, keine Prüfung
verdiene? Letztere ist ihr aber, soviel V. weiss, nur erst vom
R. M. R. Dr. Meyer zu Minden geworden, der im dortigen
Krankenhause 12 Krätzige nach dieser Methode in 2 Tagen
heilte und dieselben noch länger iu Beobachtung behielt, wobei
sich ergab, dass sich Alle wohl befanden und Keiner einen Rück-
fall des Uebels bekam. Wenn aber Meyer es für gerathen
hält, die Gebheilten im Winter durch 2tägigen Aufenthalt in
einem mässig warmen Zimmer zum Uebergange in die kalte
Luft vorzubereiten, so muss‘ V. erklären, dass er dies bei
mehr als 400 Krätzigen nie, in keiner Jahreszeit, bei keiner
Witterung that und nie üble Folgen davon sah, wenn er die
Geheilten unmittelbar aus dem Krätzzimmer in die freie Luft
gehen liess, es daher auch nicht billigen kann, wenn durch
nnnöthig verlängerten Aufenthalt der Genesenen im Kranken-
hause, die Kurkosten vermehrt werden. Auch muss V, der
Meinung entgegentreten, dass ohne sorgfältige Reinigung der
nach der Kur von jedem Einzelnen wieder gebrauchten Betten,
Kleider etc., neue Ansteckung stets zu befürchten bleibe,
Zweifelschne wird bei der besprochenen Behandlung durch die
Salbe das Contagium (die Milbe) zerstört und besässen die bei
der Heilung gebrauchten Mäntel etc. noch das Vermögen, Krätz-
ansteckung zu verbreiten, so würde der frühere Kranke sie
gewiss nicht genesen verlassen, Deshalb werden diese Gegen-
stände auch nur sehr selten, vielleicht jährlich 1—2mal gerei-
nigt, da die Kur offenbar dann am leichtesten gelingt, wenn
Mäntel und Decken recht mit Salbe durchdrungen sind, Es ist
dem Verf. stets unangenehm, wenn er Kranken aus gebilde-
ten Ständen einen neuen Mantel geben muss, da dieser die
Salbe zu leicht von der Haut entfernt und einsaugt, Wollte man