S I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
war noch zum Theil warm, die Röthe im Gesicht nicht ganz
verschwunden. Aus der geöffneten Vene floss etwas blautiges
Serum, Die Section 20 Stunden nach dem Tode ergab Fol-
gendes: auf der Brust war die Fettlage 1” dick, die Muskeln
etwas wässrig, die Rippenknorpel nicht verknöchert. Das Pe-
ricardium lag mitten jo der Brust; es enthielt ungefähr 4 Schop-
pen geronnenes Blut. Das Herz war etwas vergrössert, weich
zum Anfühlen, die vordere Herzkammer lag gerade unter dem
Sternum. An der hinteren Fläche des Herzens, in seinem un-
teren Drittheile, fand man in der Wandung des linken Ven-
trikel einen etwa } Zoll langen, schief von oben nach unten
gehenden, durch eine schmale Brücke in zwei Theile getheilten
Riss, mit zernagten ungleichen Rändern, welcher nahe am Sep-
tum der Ventrikel in die Höhle des linken Ventrikels drang.
Die Wandung des letzteren war an dieser Stelle sehr verdünnt
und die Substanz des Herzens im Umfange der innern Oeffnung
des Risses sehr erweicht und wie durch einen Ulcerationsprocess
theilweise zerstört. Kinen halben Zoll weiter oben fand sich
auf der äussern Oberfläche des linken Ventrikels eine im äus-
sern Ansehen dem besprochenen Risse ganz ähnliche Vertiefung,
von welcher es sich aber erwies, dass sie kaum die Hälfte der
Wandung des Ventrikels durchdrang. Die Klappen fanden sich
sämmtlich in ganz normalem Zustande, {Med, Corresp. - Bl.
d. würt, ärztl, Vereins, Bd, VII Nr. 39.]
2. Ein Fall von Opisthotonus traumatiecus
ohne Trismus; vom M, R. Dr. HeyreLner in Sigmaringen.
Durch eine Pulverexplosion wurde einem 13jährigen Knaben die
rechte Hand in folgender Art verletzt: der Daumen war mit dem
Os metacarpi primum mit seinen Verbindungen nach allen Seiten
hin und auch aus der mit dem Os multangulum majus getrennt,
und nur noch vermöge einer dünnen Hautbrücke mit dem Gliede
im Zusammenhange, der Zeigefinger mit dem zweiten Mittelhand-
knochen aus seiner Verbindung mit dem Mittelhandknochen des
Mittelfingers getrennt, alle weichen Theile auf der Dorsal- und Vo-
larfläche bis zum dritten Mittelhandknochen zerrissen und von Pul-
ver geschwärzt. Eine Stunde nach der Verwundung ward ein an-
gemessener Verband angelegt und eine streug entzündungswidrige
Behandlung eingeleitet. Bald bildete sich eine gehörige Eiterung
und der Kranke klagte über keine Schmerzen weiter. Am Ende
des sechsten Tages trat plötzlich Opisthotonus ein, der binnen 24
Stunden den Tod herbeiführte, Beachtungswerth erscheint es, dass
der Kranke nur an Tetanus posticus leidend blieb, und sich kein
Kinnbackenkrampf dazu gesellte, denn er konnte bis zum Tode
den Mund weit öffnen, schliessen, auch sprechen, ohne dabei die
geringste Spannung zu fühlen; dagegen war das Verschlucken
von Wasser und Suppe sehr erschwert und zuletzt unmöglich,
was offenbar durch die starke Krümmung des Körpers nach