Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

58. IV. Gynäkologie und Pädiatrik, 
bekommen dann wässerige, oft blutige, grünlich gehackte Diar- 
rhöe. Wird dieselbe copiös, nimmt dabei das Fieber zu, tritt 
besonders Schlafsucht ein, 80 ist die Gefahr sehr gross. Die 
Kinder sterben unter Ectampsie öfters .in einigen Tagen, Die 
Section ergiebt in den Mesenterialdrüsen kleine Anschwellun- 
gen, besonders aber findet man die Payer’schen Drüsen sehr 
Bedeutend entwickelt, oft bis zur Linsengrösse dem Auge sicht- 
bar... Geschwürsbildung sah ich im acuten Verlaufe nie, die 
Schleimhaut verliert ihren eigenthümlichen Glanz, neue Gefäss- 
bildung und bedeutende Röthe findet man bei der Section sel- 
ten. Unter der Lupe scheint es, als fände sich in den kleinen 
Drüsen eine Grube, ähnlich wie bei den sich entwickelnden 
Vaccinebläschen. Die Diarröhe ist durch die oft sehr beträcht- 
liche Auschwellung der Drüsen erklärbar, die gestörte Ver- 
dauung ist offenbar durch dieselbe begründet. Die Gefässe 
des Gehirns sind mit Blut überladen, die Hirnmasse meist 
sehr weich, Nur. bei zeitigem, zweckmässigem Einschreiten 
des. Arztes gelingt eine Rückbildung der Krankheit, Wenn 
Schönlein das Uebel bloss für acute Scrophulosis hält, so 
wird seine Ansicht wenigstens dadurch bestätigt, dass meist 
nach Entscheidung des Fiebers entweder scrophulöse Hautaus- 
schläge oder scrophulöse Augenentzündungen , nicht selten Ofor- 
rhöe beobachtet werden. Die epidemische Form dieser Fieber 
tritt. unter catarrhalischen Symptomen auf, die Kinder leiden so- 
gar öfters an rheumatischen Beschwerden der Extremitäten, die 
sich nicht allein durch Anschwellung, sondern auch durch ge- 
hemmte Muskelbewegung aussprechen, Die etwas belegte, in 
der Mitte rothe Zunge, die Brechneigung, der heisse Unterleib, 
die grössere Kraftlosigkeit, besonders das Vebereinanderschla- 
gen der Schenkel, vorzüglich aber die gegen den siebenten Tag 
eigenthümlichen Ausleerungen , die im Anfange schleimicht, 
grünlich gehackt erschienen, später. lehmarlig ohne Gallenpig- 
ment vorkommen, unterscheiden diese Fieber sehr leicht von 
den blossen Catarrhalfiebern, Das Fieber war in allen Fällen, 
die ich beobachtete, Continua remittens und machte gegen Abend 
Exacerbationen. Die längere, unregelmässigere Dauer und die 
Jangsamere Reconvalescenz als bei gastrischen Fiebern kannte 
schon B agliv und warut mit Recht vor stürmischem ärztli- 
chem Einschreiten. Bei kleinen Kindern wird das Fieber durch 
die zu übermässigen Ausleerungen und die hinzutretenden Ge- 
hirnzufälle leicht tödtlich, selbst nach der Genesung verfallen 
noch manche Kinder in Tabes, Glücklich sind diejenigen, ‘wo 
acrophulöse Abscesse sich ausbilden und durch Metastase eine 
Ableitung‘ von den Unterleibsorganen eingeleitet wird. Die Tu- 
berkelbildung, in unserer Zeit 50 ungemein häufig, wird durch 
meseraische Fieber oft ausgebildet und dann erfolgt selbst nach 
Entscheidung des Fiebers eid unglücklicher Ausgaug durch Kr- 
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