IV. Gynäkologie und Pädiatrik, 57
Lymphgefässe, noch seltener die Venen, zuweilen aber ganz
entschieden die Nerven. Die Krankheit ist sehr selten tödilich,
meistens höchst schmerzhaft und angreifend, niemals olıne Fie-
ber, gewöhnlich 3—6 Wochen, zuweilen auch noch länger
dauernd und bisweilen auch Lähmung der erkrankten Extremi-
tät hinterlassend, In der vieljährigen Hospital- und Privat-
praxis hat der Verf. überhaupt nur drei Todesfälle bei den an
Phlegmasie Leidenden beobachtet und in keinem Falle konnte
Venenentzündung oder Eiterergiessung in den Venen gefunden
werden; auch glaubt er, die Krankheit würde viel häufiger
tödtlich endigen, wenn stets Venenentzündung damit verbunden
wäre, [Neue Zeitschr. f. Geburtsk. von Busch, d’Outrepont
u. Fitgen. Bd. V, Hft. 2.]
32. Ueber die Febris mesenterica der Kinder;
von Dr. Niemann zu Magdeburg. Zu den häufigsten und ge-
fährlichsten Fiebern der Kinder gehören die Mesenterialfieber.
Schon Bagliv hat sie vortrefflich in seiner Praxis medica be-
schrieben und Wendt in seinen Kinderkrankheiten am besten
öbgehandelt. Dass sie öfters epidemisch vorkommen, von den
gastrischen Fiebern sich: durch ihre Langwierigkeit und den
eigenthümlichen Verlauf unterscheiden, hat schon Ba gliv
beobachtet und mit Recht behauptet er, dass oft ‚der Urin gut
ist, dass die Pulse gut sind und dennoch: die Beschaffenheit der
Zunge, der Zustand des Mesenterijums ein ‚böses Fieber anzei-
gen, ungeachtet dass die kleinen Kranken sich wohl zu befin-
den scheinen, Wird zugleich das Gefäss- und Lymphsystem
krankhaft ergriffen, so sterben die Kinder oft den Aerzten un-
ter den Händen. Bagliv’s Beobachtungen sind noch heute mit
der Erfahrung übereinstimmend, Nur darin hat die Kenntniss
dieser Fieber sehr gewonnen, dass wir durch den Sectionsbe-
fund über den Verlauf derselben eine richtigere Ansicht als die
ältern Aerzte erhalten haben, wenu wir auch in der Behand-
lung meist noch Bagliv’s Grundsätzen folgen müssen. Eine
reichhaltige Erfahrung besonders in der Armenpraxis belehrte
mich, dass diese Fieber bei kleinen Kindern- bis zum vierten
Jahre am gefährlichsten sind, wenn sie auch eben so häufig in
der zweiten Evolution vorkommen. Den gewöhnlichen Verlauf
hat Wendt so vortrefflich beschrieben, dass man das Bild, wie
es in der Natur vorkommt, nicht besser malen könnte. Mit
Recht hält er sie für entzündlich, nur vermisse ich die Fieber,
wie sie bei kleinen Kindern, besonders nach dem Entw öhnen
vorkommen, die gerade am häufigsten ‚tödtlich verlaufen. Vor-
züglich Kinder mit erethischer Scrophulose sind demselben un-
terworfen. In den meisten Fällen: tritt das Fieber mehrere Wo-
chen nach dem Entwöhnen ein. Die Kinder werden verdriess-
lich, verlieren ihre muntere Farbe, haben Brechneigung , heisse
Hände und heissen Unterleib, sind im Anflange obstrwirt und