IH. Chirurgie und Ophthalmologie, 505
arzt sein Ziel erreicht, wenn Pat. durchtreten kann und auf
der Sohle steht. In dieser Lage muss man ihn dann durch
entsprechenden Verband nur festzuhalten suchen, In den ersten
Fällen von Varus, die P. operirte, legte er unmittelbar nach
der Operation einen Schienenverband an, wie nach Beinbrüchen ;
doch später überzeugte er sich, dass dazu der gleichmässig wir-
kende und nicht drückende Gypsguss, wie ihn die Aegypter
schon bei Beinbrüchen anwendeten und wie ihn Jules Gue-
rin und Dieffenbach neuerlich bei Varus kleiner Kinder
ohne Sehnenschnitt benutzten, das vorzüglichste Mittel ist, den
Fuss in normaler Richtung zu erhalten, Doch darf dieser Guss
nicht unmittelbar nach der Operation dem Gliede gegeben wer-
den. In 5 Fällen, wo ihn der Verf. bis jetzt mit Erfolge an-
wendete, liess er immer zuvor die Wunden ganz heilen, was
stets in .2—3 Tagen durch erste Vereinigung geschehen war,
damit nicht dadurch die Besorgung der Wunden, falls sie durch
Eiterung geheilt wären, gestört werde, Während dieser Paar
Tage blieb Pat. ohne weiteren Verband, als den eben gerade
die Wunde erheischte, im Bette. War wegen starker Verkrüm-
mung das Glied nicht das erste Mal ganz gerade zu richten,
ohne dem .Operirten zu Wehe zu thun, so mussten mehrere
Gypsgüsse gegeben werden, bis das Glied zuletzt ganz gerade
war. Hatte der Operirte seinen Guss und war der Fuss in
normaler Stellung, so liess ihn der Verf, nicht mehr im Bette
liegen, sondern er musste anfänglich in den Gypsstiefeln im
Zimmer mit Unterstützung herumyehen. Einer der vom Verf,
Operirten, ein 17jähriger Bauerbursche, kam am 22. Tage
nach der Operation 2 Stunden Weges zu dem Verf, P. zer=
klopfte die Gypsstiefeln und schickte den Knaben in einem Paar
der Seinigen an demselben Tage wieder zu Hause, Bei die-
sem Kranken durchschnitt er übrigens nicht nur den Tendo
‚Achillis, sondern auch den Tibialis anticus und die ‚Aponeu-
rosis plantaris, Die andern Individuen, die nach der Opera-
tion Gypsguss erhielten, waren ein Knabe von 15 Jahren, von
14 Jahren, von 7 Jahren und ein Mädchen von 16 Jahren.
Die Verkrümmungen waren bei den Genannten sehr‘ bedentend,
besonders ging der Knabe‘ von 7 Jahren‘ nicht bloss auf dem
äussern Fussrande, sondern fast auf den äussern Knöcheln;
beide Füsse bildeten rechte Winkel und die Fussspitzen waren
noch nach oben gekehrt. Bei dem jungen Menschen von 15
Jahren war am rechten Fuss die grosse Zehe nach aufwärts ge-
zogen. Da derselbe sich jedoch ohne Schnitt biegen liess, so
schonte P, diese Sehne und durchschnitt bloss die Achillessehne,
Der Gypsguss richtete die gebogene Zehe auch wieder gerade,
— Der Gypsguss härtet übrigens am schnellsten, wenn man
den Gyps mit warmem und zwar Flusswasser aurührt, Als der
Verf. ihn zuerst anwendete, legte er den Fuss in eine Form