504 Ill. Chirurgie und Ophthalmologie,-
die Extension zu spät angefangen werde,. wenn die Sehnen-
wunde bereits mit den nahen Theilen Verwachsungen einge-
gangen ist, auf der andern hat man die Entzündung und alle
Folgen, die noch eine spätere Extension hervorufen kann, nach
dieser Weise überstanden. Man hat gegen die unmittelbare
Reduction des Fusses zur normalen Stellung noch mehreres vor-
gebracht, was aber durchaus nicht Stich hält und nur beweist,
dass es an klaren Begriffen über die Heilung der Wunden fehlte.
So hat man z. B. angeführt, dass sich zwischen den getrennten
Sehnenenden ein zu grosser Blutpfropf bilde, der sich zwar
nachher resorbire, allein unterdessen das Ausschwitzen plasti-
scher Lymphe und somit die Vereinigung hindere. Doch wer
den in jeder Wunde vor‘ sich gehenden Bildungsprocess kennt,
weiss, dass gar keine Heilung durch unmittelbares plastisches
Exsudat zu Stande kommt, sondern dass das Blut selbst immer
dabei das erste Bindungsmittel abgiebt und erst später Aufsau-
gung desselben mit Zurücklassung plastischer Lymphe Statt fin-
det, Abgesehen davon, dass die Orthopädie etwas über ihre
Competenz greifen zu wollen scheint, hat sie auch manche
Nachtheile, z. B. Bildung von Brandschorfen bei Hoess.
Ueberdies verdient Beherzigung , dass die der Achillessehne ent-
gegenwirkenden Muskeln Jahre lang in der Erschlaffung ähn-
lichem Ausdeihnungszustande sich befunden hatten und folglich
ihre Wirkung nach durchschnittener Achillessehne nicht der an
die Seite zu stellen ist, wie man sie nach Zerreissung dieser
Sehne in einem vorher gesunden Gliede wahrnimmt, wo die
Antagonisten in voller Kraft sind, Deshalb ist auch die Hei-
lung der zerrissenen Achillessehne bei Gesunden so schwierig
und weder Einwickelungen nach Gooch,; Petit, Schnei-
ler, Desault, Wardenburg, Edmonston, noch die
Pantoffeln nach Ravaton, Petit, Monro und Gräfe rei-
chen hier zur vollkommenen Heilung immer aus. Auffallend
ist, dass man auf die unvollkommene Kraft der Autagonisten
des Tendo Achillis nicht gesehen hat. Wozu diese Vorkeh-
rungen beim Klumpfuss, an die man beim Caput obstipum nie
gedacht hat? Neumann, der auf die Sehnendurchschneidung
schlecht zu sprechen ist, doch gewiss mit Unrecht, bemerkt
jedoch die Erschlaffung der Antagonisten, wenn er sagt: vor
Durchschneidung des Sternocleidomastoideus hätte man nur Einen
solchen Muskel gehabt, nach derselben aber keinen mehr.
Was Neumann durch Aromatica und thierisches Bad bei sol-
chen Uebeln ausrichten will, sucht Joerg durch Maschinen
und Verbände zu erreichen, doch glaubt der Verf., dass Joerg
damit wohl nicht in allen Fällen ausreichen und Neumann
mit seiner gesunden Amme, bei der er zu schlafen räth , wohl
meist den Kürzern ziehen möchte, Bei allen Fussverkrümmun-
gen, auch die Kuiecurvatur mit eingeschlossen, hat der Wund-