Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

1. Materia medica und Toxikologie. 491 
enden, da er hier auf einer grossen Berührungsfläche sich län- 
ger aufhalten muss, ehe er durch. den After ausgeleert ‚werden 
kann. Dagegen ist bei Hunden der Blinddarm so klein, dass 
man ihn in Bezug auf schnelle Fortbewegung des Darminhalts 
als gar nicht vorhanden betrachten darf, so dass, nachdem der 
Inhalt den kurzen Dünndarm bei Hunden passirt hat, er num 
sogleich direct und ohne Aufenthalt in den Atterdarm übergeht 
und durch Stuhl entleert werden kann. Bei Hunden findet also 
der Arsenik in allen Theilen des Darmkanals nur sehr kurzen 
Aufenthalt und sehr geringe Berührungsflächen ; bei Kaninchen 
aber sehr langen Aufenthalt in grossen Berührungsflächen, was 
auf Wirkung ausserordentlichen Einfluss haben muss. Daher 
vergehen denn auch bei Kaninchen nach genommenem Arsenik 
erst mehrere Stunden, ‚ehe Durchfälle eintreten, wie denn bei 
allen herbivoren Thieren die Laxantien: nur erst nach langer 
Zeit wirken können, während bei Hunden sich die Darmaus- 
leerungen sehr schnell einstellen, Aus allem diesen sieht man 
die Ursachen der angegebenen verschiedenen Wirkungen des 
Arseniks bei Hunden und Kaninchen leicht ein, die im We«= 
sentlichen darin liegen, dass der Arsenik nach unten und oben 
von Hunden schnell ausgeleert, dagegen bei Kaninchen bis 
zur vollendeten Wirkung in den verschiedenen Abtheilungen 
des Darmkanals zurückgehalten wird, Dabei muss aber die 
schwache Wirkung des Arseniks bei Pferden, als herbivoren 
Thieren, noch auffallen, Pferde können mehrere Drachmen 
weissen Arseniks, ohne andere merkliche Zufälle, als Darm«- 
entleerungen, ertragen und es gehören 1—2 Unzen zur Ver- 
gifiung. Diess erklärt sich zuerst aus der grossen Futtermasse, 
in welcher der Arsenik hier zertheilt wird, so dass von einer 
grössern Menge überhaupt nur kleine Theile mit den Mageu«- 
wänden in Berührung kommen, vorzüglich ist aber dabei die 
eigenthümliche Structur der Magenwände: zu berücksichtigen, 
indem der ganze Cardiacaltheil des Magens beim Pferde, auf 
den sich die rotirende Bewegung des Inhalts beschränkt, mit 
ausserordentlich dicker Epidermis bekleidet ist, deren Horn- 
substanz die ätzende Wirkung des Arseniks auf die Schleim= 
haut verhindert, so dass nur ganz kleine Mengen Arsenik mit 
den kleineren Chymusportionen aus dem pylorischen Theil all- 
mählig austreten und so die ganze Gabe mit den nackten Thei- 
Jen des Darmkanals nur nach und nach und in. ganz germgen 
Portionen in Berührung kömmt. So erklärt sich, dass auch 
bei herbivoren Thieren Verhältnisse der Organisation des Di- 
gestionskanals eintreten können, die den Arsenik zum Theil 
unwirksam machen. Betrachtet man num vergleichungsweise 
den Menschen, so findet man, dass dieser in den genannten 
Beziehungen theils den Hunden, theils den Kaninchen, doch 
mit besonderen Eigenthümlichkeiten, gleicht, Hinsichtlich der
	        
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