Il. Materia medica und Toxikologie.
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Il. MATERIA MEDICA und TOXIKOLOGIE.
221, Ueber den inneren und äusseren Gebrauch
der Tinctura Thujae occidentalis bei Condylo-
men; von Dr. Warnatz in Dresden, Gewiss hat jeder Arzt
oft genug die Hartnäckigkeit erfahren, mit der Condylome dem
angestrengtesten Heilverfahren oft Jange widerstehen und sogar,
wenn sie weggeschnitten worden sind, doch wieder erscheinen,
W. lebte früher in einer Gegend, wo zum Theil unter den
Landleuten die secundäre Lues nicht selten ist und ziemlich
häufig als Condylome um After und Genitalien auftritt, Unter
denselben waren nun wieder die breiten und trockenen ungleich
häufiger, als die spitzen und secernirenden mit wunder Ober-
fläche. Scheinbar ohne grossen Einfluss auf das Gesammtbefin-
den tragen solche Kranke dies Uebel oft lange, bis endlich Ex-
coriationen , Schmerzen und mehr um sich greifende Wucherung
dieselben nöthigen, ärztliche Hülle zu suchen. Die genaueste
Untersuchung zeigte dann dem Verf, oft durchaus nichts wei-
ter von Syphilis als das Condylom, bei Weibern jedoch ge=
wöhnlich mit verdächtiger. Blennorrhöe der Scheide, und oft ist
es ihm, besonders wo schon grosse Quecksilbercuren vorausge-
gangen waren, zweifelhaft geblieben, ob das ursprüngliche
Uebel in dieser Hautgewebe-Wucherung noch als vorhanden
anzunehmen sei, oder ob sich in ihr eine neue Krankheitsform
gebildet habe, Allerdings sah W. vielmals nach Anwendung
der bekanntesten Mittel dauerhafte Heilung erfolgen, z. B. nach
der Dzondi’schen Cur, der Louvrier-Rustschen Inun-
rtionscur und des rothen Präcipitats, und zwar ohne Cauterisa«
tion der Condylome. Auch versagten die bekannten äusserli-
chen, entweder rein ätzenden oder den Stoffwechsel hebenden
Mittel , ‚wie Lapis infernalis, Lapis causticus , Cuprum sul-
phuricum, Liquor Hydrarg. nitric. , Sol. Tart. emet., deet,
Saturn., Sabina, so wie die bekannte ‚Plenk’sche Solution aus
Sublimat, Campher und Alcohol etc. ihre Dienste nicht. In
manchen Fällen war aber die dadurch erregte Reaction zu
schmerzhaft und soxar nicht ohne Gefahr, theils aber waren
sie häuslicher und ehelicher Verhältnisse wegen nicht anzuwen-
den, theils endlich musste ihnen das Messer substituirt werden
und doch kehrte das Uebel, besonders bei jungen, vollsaftigen
Subjecten wieder. Wohl war es aber möglich, dass manchmal
neue, wiederholte syphilitische Infectionen vorgekommen waren,
die, so lange sie neu waren, dem ärztlichen Blicke entzogen
wurden. Vor 2 Jahren quälte den Verf. besonders ein sol-
cher an Condylomen leidender Kranke, bei dem kein Mittel
erspriesslich, wirken wollte. Wegen der ursprünglichen, unver-
kennbaren syphilitischen Affection war bereits eine Inunctions-
cur, doch ohne Erfolg auf die Condylome angewendet worden.
Summarium d. Medicin, 1838. 1. 31