Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

176 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 
men, um den Husten zu unterdrücken. Die Ruhe des Lungen- 
örgans scheint mir daher bei Ramadge’s Vorschriften die Haupt- 
sache zu seyn, einer besondern Vorrichtung zum KEinathmen 
bedarf es nicht. Eingeathmete Dämpfe werden ausserdem nie 
gut vertragen, besonders gilt dies von Chlor= und Jodeinath- 
mungen, die ich in Wien häufig, aber selbst ohne Erleichte- 
rung, anwenden sah, Am meisten erleichtern Einathmungen 
von Schiwefeläther, besonders in dem letzten Stadium der 
Phthisen, Sie scheinen durch Belebung der Nervenkräfte den 
Auswurf zu befördern. Ob andere Krankheiten die Tuberku- 
lose beschränken können, scheint mir nach meinen Erfahrungen 
sehr zweifelhaft. Scrophein und Pädarthrocace kommen so oft 
mit Tuberkein verbunden vor und vermögen ihren Verlauf 
nicht aufzuhalten. Günstiger scheinen chronische Hautkrank- 
heiten auf die Tuberkeln einzuwirken, besonders Flechten und 
Scabies. . Die Blutung kehrte in einigen Fällen bei zufällig 
sich ausbildender Scabies nicht wieder, doch ist der Schluss 
auf eine Einwirkung auf die Degeneration für andere Fälle aus 
den wenigen Erfahrungen, die mir vorliegen, wohl zu gewagt, 
wenn man nicht mit Hahnemann das Ursächliche der Tu- 
berkeln auf ein Krätzsiechthum zurückleiten will. So lange 
die Erfahrung feststeht, dass Tuberkeln weder durch Mittel, 
noch durch Naturbestrebungen wesentlich verändert werden, 
80 bleibt die Prophylaxis bei dieser Krankheit die Hauptsache, 
Der Missbrauch heroischer Mittel, besonders des Quecksilbers, 
die grössere Verbreitung der Syphilis und Tripperseuche- hat 
offenbar auf das jetzt allgemeinere Vorkommen der Tuberkulose 
einen grossen Einfluss gehabt. Leider sieht es daher auch mit 
Verhütung der Krankheit schlecht aus, Die meisten tuberku- 
lösen Kranken werden schon mit Tuberkeln geboren, deren 
Entwickelung durch günstige Verhältnisse befördert wird. Ist 
die physische Erziehung der Kinder in den ersten Jahren gut, 
so gelingt es bisweilen die Krankheit aufzuhalten, Merkwür- 
dig ist es, dass einzelne Stände von tuberkulöser Phthisis ver- 
schont bleiben, wenn gleich die in denselben gehornen Kin- 
der mit tuberkulöser Anlage zur Welt kamen. Dass Schmelzer, 
Weisgerber, Fleischer, überhaupt alle Arbeiter, die mit ani- 
malischen Stoffen beschäftigt sind, fast nie.von Phthisis befal- 
len werden, diese Erfahrung sollte in Bezug auf die Heilung 
der Tuberkulose nicht ganz unbenutzt vorübergehen. In der 
Nahrung kann es nicht allein liegen, eine stickstoffhaltige At- 
mosphäre muss deshalb wohlthätig auf Tuberkeln einwirken. 
Der Aufenthalt tuberkulöser Kinder in einer solchen Atmosphäre 
kann gewiss von grossem Nutzen seyn. Die neuerdings em- 
pfohlenen Fetteinreibungen leisten in spätern Stadien der Krank- 
heit nichts, doch mindern sie die colliquativen Schweisse sehr, 
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