Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

f. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 4753 
feider nur zu sehr durch die Erfahrung bestätigt. Die Erfah- 
rung, dass tuberkulöse Degenerationen öfters einen Stillstand 
erhalten können, wenn in andern Organen krankhafte Ab- 
sonderungen sich bilden, wie man diese Ableitung besonders 
bei Frauen durch Exantheme eigenthümlicher Art oder durch 
Uebersprung auf die Unterleibsorgane , besonders die Ovarien, 
beobachtet, könnte uns auf den Nutzen der Fontanellen schlies- 
sen lassen, leider wirken sie nie wie Secretionen, die von 
der Natur eingeleitet werden und vie sah ich die Wieder- 
kehr der Blutungen durch selbst Monate lang unterhaltene 
Fontanelle verhindert, Tuberkeln werden bisweilen durch 
das Wochenbett umgeändert. Diese Beobachtung steht zwar 
in Widerspruch mit den Erfahrungen, dass Phthisis durch 
Schwangerschaft nur noch gesteigert wird, doch kamen mir 
tuberkulöse Schwindsuchten vor, wo die Degeneration und 
Blutung nach dieser Zeit vollkommen stille stand. Bei Frauen 
beruben Tuberkeln oft auf Anomalien der Blutmischung , dess- 
halb lässt sich physiologisch die Zurückbildung derTuberkeln 
durch eine erhöhte Secretion in dem Uterinsysteme wohl er- 
klären. Bei jungen Männern. haben Hämorrhoiden bisweilen 
eine gleiche Wirkung, selten gelingt es aber der Kunst einen 
solchen Ausgang herbeizuführen, Sehr berücksichtigungswerth 
ist der epidemische Kinfluss auf die Tuberkein. Rheumatische 
und biliöse Pneumonien geben bisweilen der Krankheit eine 
andere Richtung. Entscheiden sich diese Entzündungen gün- 
stig, so verschwinden oft die tuberkulösen Symptome gänuzlich. 
Dass die Lungensubstanz in der Umgegend der tuberkulösen 
Stellen hepatisirt, dass Verwachsungen mit ihr und den tuber- 
kulösen Stellen neue Blutungen verhindern, ist für den Ver- 
lauf der Krankheit von grossem Nutzen. Vor zu strenger 
Antiphlogose muss man sich in diesen Fällen desshalb hüten 
und in der Reconvalescenz vorzüglich durch bittere Mittel, be- 
sonders Polygala, die Stoll mit Recht empfiehlt, die Kräfte 
des Kranken unterstützen. Auf die Lunge direkt wirken we- 
nige Mittel, die Polygala scheint vorzugsweise durch Wieder- 
herstellung der geschwächten Verdauung und durch Minderung 
der metastatisch auf die Lungen übergetragenen gastrischen Ab- 
sonderungen zn wirken, Habituelle Blutungen werden vor- 
züglich durch Katarrhe, denen Phthisiker so oft unterworfen 
sind, begünstigt. Verhütung derselben bleibt daher auch eine 
Hauptsache zur Vermeidung der Blutungen. Ramadge legt 
offenbar den Katarrhen einen Nutzen für die Phthisis bei, 
der durch die Erfahrung nicht erwiesen ist. Wenn er durch 
tiefes Einathmen, durch Ausdehnung des Lungengewebes, 
Heilung von Tuberkeln durch Emphysem beobachtet haben will, 
so bestätigt sich diese Erfahrung leider bei tuberkulösen Phihi- 
sen nicht. Schon die ältern Aerzte empfahlen tiefes Einath-
	        
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