f. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 4753
feider nur zu sehr durch die Erfahrung bestätigt. Die Erfah-
rung, dass tuberkulöse Degenerationen öfters einen Stillstand
erhalten können, wenn in andern Organen krankhafte Ab-
sonderungen sich bilden, wie man diese Ableitung besonders
bei Frauen durch Exantheme eigenthümlicher Art oder durch
Uebersprung auf die Unterleibsorgane , besonders die Ovarien,
beobachtet, könnte uns auf den Nutzen der Fontanellen schlies-
sen lassen, leider wirken sie nie wie Secretionen, die von
der Natur eingeleitet werden und vie sah ich die Wieder-
kehr der Blutungen durch selbst Monate lang unterhaltene
Fontanelle verhindert, Tuberkeln werden bisweilen durch
das Wochenbett umgeändert. Diese Beobachtung steht zwar
in Widerspruch mit den Erfahrungen, dass Phthisis durch
Schwangerschaft nur noch gesteigert wird, doch kamen mir
tuberkulöse Schwindsuchten vor, wo die Degeneration und
Blutung nach dieser Zeit vollkommen stille stand. Bei Frauen
beruben Tuberkeln oft auf Anomalien der Blutmischung , dess-
halb lässt sich physiologisch die Zurückbildung derTuberkeln
durch eine erhöhte Secretion in dem Uterinsysteme wohl er-
klären. Bei jungen Männern. haben Hämorrhoiden bisweilen
eine gleiche Wirkung, selten gelingt es aber der Kunst einen
solchen Ausgang herbeizuführen, Sehr berücksichtigungswerth
ist der epidemische Kinfluss auf die Tuberkein. Rheumatische
und biliöse Pneumonien geben bisweilen der Krankheit eine
andere Richtung. Entscheiden sich diese Entzündungen gün-
stig, so verschwinden oft die tuberkulösen Symptome gänuzlich.
Dass die Lungensubstanz in der Umgegend der tuberkulösen
Stellen hepatisirt, dass Verwachsungen mit ihr und den tuber-
kulösen Stellen neue Blutungen verhindern, ist für den Ver-
lauf der Krankheit von grossem Nutzen. Vor zu strenger
Antiphlogose muss man sich in diesen Fällen desshalb hüten
und in der Reconvalescenz vorzüglich durch bittere Mittel, be-
sonders Polygala, die Stoll mit Recht empfiehlt, die Kräfte
des Kranken unterstützen. Auf die Lunge direkt wirken we-
nige Mittel, die Polygala scheint vorzugsweise durch Wieder-
herstellung der geschwächten Verdauung und durch Minderung
der metastatisch auf die Lungen übergetragenen gastrischen Ab-
sonderungen zn wirken, Habituelle Blutungen werden vor-
züglich durch Katarrhe, denen Phthisiker so oft unterworfen
sind, begünstigt. Verhütung derselben bleibt daher auch eine
Hauptsache zur Vermeidung der Blutungen. Ramadge legt
offenbar den Katarrhen einen Nutzen für die Phthisis bei,
der durch die Erfahrung nicht erwiesen ist. Wenn er durch
tiefes Einathmen, durch Ausdehnung des Lungengewebes,
Heilung von Tuberkeln durch Emphysem beobachtet haben will,
so bestätigt sich diese Erfahrung leider bei tuberkulösen Phihi-
sen nicht. Schon die ältern Aerzte empfahlen tiefes Einath-