Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

452 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 
Hitze folgte bald allgemeiner Schweiss und gegen 12 Uhr Hes« 
sen die Hauptzufälle wieder nach; der Puls wurde auf ein Mal 
sehr verändert, hatte kaum 80 — 85 Schläge und blieb klein, 
weich, da er während des Anfalls fast.immer einige Spannung 
und Härte zeigte. — Das Kind verlangte in dieser freien Zwi- 
schenzeit zu trinken, und war sich ziemlich bewusst, nur eine 
eigene Betäubung im Kopfe, ein gereizter Zustand mit allge- 
meiner Schwäche, war zurückgeblieben, so dass nicht ein Mal 
die leiseste Berührung ohne Aufregung ertragen wurde, H, 
stellte die Diagnose auf Febris intermittens perniciosa soporosa 
und wandte Alles an, die Wiederkehr eines dritten Anfalles 
zu verhindern, oder wenigstens unschädlich zu machen, Da 
das Kind nach dem zweiten Anfalle den ganzen Nachmittag 
von allen Beschwerden frei blieb, wurde es Abends 6 Uhr 
wieder in ein lauwarmes Bad gesetzt. Kaum waren aber 5 bis 
10 Minuten vorüber, als der Anfall plötzlich mit solcher Hef- 
tigkeit anfıng, dass das Kind möglichst schoell zu Bett gebracht 
werden musste. Die Glieder wurden eiskalt, und mit erwärm- 
ten Tüchern, -oder mit in Leintüchern eingewickelten warmen 
Kannen belegt, der Kopf wurde heiss. Es entstanden fast epilep- 
tische Convulstonen in den Armen und Beinen, Verzerrungen des 
Gesichts und des Mundes, Die Augen, welche nur noch etwas 
Weisses erblicken liessen, waren zach oben verdreht, der Kopf 
starr nach hinten gebeugt, der Athem sehr beengt mit Erhebung 
der Brust und starkem Röcheln, der Puls sehr schnell, klein, 
krampfhaft gespannt. Die heftigen Convulsionen dauerten un- 
unterbrochen länger als 20 Minuten fort, dann wechselten sie 
mit leichteren ab, das Kind gab keinen Laut von sich; die 
Kälte der Glieder währte fast eine Stunde, und ging dann in 
prosse Hitze über. Abends nach 9 Uhr hörten die Krämpfe 
\ast ganz auf, die Brust wurde etwas freier, das Röcheln we- 
niger stark. Die Schlafsucht und grosse Hitze hielten eben so 
heftig an, der Puls blieb eben so schnell, klein, härtich; 
die Nacht hindurch wurden die Zufälle von Stunde zu Stunde 
erträglicher, ein allgemeiner Schweiss verbreitete sich allmäh- 
lig über den ganzen Körper und dauerte bis Morgens, wo auch 
zwei bis drei breiartige, schwarzgrünliche Stühle mit Erleichte- 
rung erfolgt waren, Am dritten Tage gegen 5 Uhr Morgens 
fand H, das Kind gegen Erwartung besser; das Fieber war 
mit allen Hauptzufällen verschwunden und ein leichter Schweiss 
noch immer über den ganzen Körper verbreitet. Der Puls war 
klein, weich, nicht über 80 Schläge; das Athemholen frei, der 
Unterleib weich; der nach beendigtem Anfalle gelassene Urin 
setzte nach einigen Stunden einen ganz weissen, dicken Boden- 
satz ab, mit bleibender leichter Trübung oberhalb des Sedi- 
ments. Allgemeine Abspannung, leichte, Betäubung und grosse 
Empfindlichkeit waren noch vorhanden, Zur Beförderung des
	        
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