50 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
Gegen Mitternacht waren alle Symptome, der Sopor, die un-
zleiche, sehr kurze Respiration, die fieberhafte Hitze, doch
öhne vorhergegangenes, oder gegenwärtiges Erbrechen auf den
höchsten Grad gestiegen, und es traten auf ein Mal tonische
und klonische Krämpfe des ganzen‘ Körpers, besonders der
Arme und Beine ein, so wie gewaltsame Verdrehungen des
Kopfes nach hinten, der Augen nach oben, so dass nur wenig
von dem Weissen derselben zu sehen war, und immerwährendes
Zähneknirschen, Alle diese Erscheinungen erfolgten unter völ-
liger Abwesenheit des Geistes, grosser Hitze und sehr schnel-
lem Pulse; das Kind schrie nur ein Mal im Anfang der aus-
brechenden Convulsionen, welche mehrere Stunden bis zum
Morgen fortdauerten. Zuerst wurde ein Klystier von Chamil-
tenthee mit Oel, aber ohne Erfolg, gegeben, und nach Mitternacht
ein Arzt gerufen. Er verordnete: Rec. Calom, gr. x, Sacch,
alb. Drachm. j. M. fi Pulv. divid. in Doses Nr. vj. S.. Alle
3 Stunden ein Pulver zu geben, dann vier Blutegel an die
Schläfez später wurden einige Klystiere mit Kochsalz, doch
ohne die geringste Wirkung, gegebeu, Allgemeiner Schweiss
verbreitete sich allmählig über den Körper, doch dauerten
die Convulsionen fort. Zwischen 2—3 Uhr Morgens wurde
der Arzt wieder gerufen. Er verordnete Umschläge von kal-
tem Wasser über den Kopf und noch 6 Blutegel an denselben,
welche viel Blut ausleerten; mehrere Klystiere waren ohne die
geringste Entleerung gesetzt worden. Am folgenden Morgen
gegen 6 Uhr wurde H. zum ersten Male gerufen und fand Fol-
gendes: Das Kind lag in einem fortwährenden Sopor mit halb
geschlossenen Augen, völliger Bewusstlosigkeit ,- sehr heissem
Gesicht und Kopf, die Pupille erschien beim Aufheben der
Augenlider sehr eng, zusammengezogen, die Augen waren We-
der roth, noch thränend, aber stier auf einen Punct gerichtet,
das Athemholen sehr kurz, ungleich, kein Husten vorhanden,
der Unterleib, besonders die Präcordialgegend, hart, krampfhaft
zusammengezogen; es waren osche und tonische Kräm-
pfe mit nach hinten zurückgezogenem, starrem Kopfe, stierem
Blicke eingetreten , ausserdem allgemeine , fast epileptische Zu-
ckungen in den Armen und Beinen, häufiges Zähneknirschen.
Das Kind lag in sehr heftigem Fieber mit sehr schnellem,
kaum zu zählendem, etwas härtlichem Pulse, gelinder Schweiss
war über den ganzen Körper verbreitet, fast gar kein Stuhl
md Urin abgegangen, und vom letzteren nur eine geringe
Quantität in den Leintüchern bemerkt worden. Von einer vor-
hergegangenen Kopfverletzunz durch einen Stoss oder Fall war
nicht das Geringste auszumitteln. MH. verordnete: Rec. Inf.
tenuis Rad, Valer. sylv. unc. jv. Moschi oriental, gr. v, Mu-
eilag. G. arab. q. s. subact. adde Liq. C. C. succinat, gtt. X.
Liq. anod, Tloffm. gtt. v. Syr. Cort. Aurant, unc. 8, M, D.