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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
termund völlig unnachgiebig war und die Placenta fest um-
schloss, erschien deren Wegnahme auf diese Weise ganz un-
thunlich, Eben so wenig gelang aber auch ein nachheriger
Versuch mit einem zur Wegnahme geeigneten Instrumente. So
lange die Frau die empfohlene Ruhe befolgte, war der Blut-
abyang mässig. Sie musste Jedoch ihren Geschäften nachgehen
und wünschte deshalb sehnlichst eine Aenderung ihrer Lage.
Bei H’s. wiederholten Besuchen blieb sich indess die Sache ım-
mer gleich. Da jedoch keine Gefahr vorhanden, auch nicht
die geringste Hinneigung zu etwa eintretender Fäulniss der Pla-
senta sich kund gab, zog es H. vor, bei der Erfahrung, dass
mit Zutritt der Menstruation die Placenta ausgeschieden oder
wohl auch resorbirt werde, die Naturhülfe abzuwarten. Als
er nach einiger Zeit wieder untersuchte , versicherte er der Frau,
dass die Placenta abgegangen sei. Weg war sie, aber dass
dieselbe durch die Geburtswege abgegangen, läugnete die Frau
standhaft und es blieb ihm nach genauer Prüfung ihres Verhal-
tens und aller Umstände und bei der grossen Besorgniss und
Aufmerksamkeit, die die Frau ihrem Zustande schenkte, auch
in der That nichts, als die Annahme der Resorption der Pla-
venta übrig, [Neue Zeitschr, f. Geburtsk, v. Busch, d’Outre-
pont u. Ritgen. Bd. V. Hft. 3.]
208. Widernatürliches Verweilen des Mut-
terkuchens und grosser Blutverlust wegen Krampf
des Muttermundes; vom Berg- und Salinenarzt Dr. Hem-
MER zu Schmalkalden, Den 31. März 1830 entfernte H. eine
seit mehreren Stunden nach der Geburt zurückgebliebene Nach-
geburt, Die Frau hatte schon fünf Mal geboren und war von
schwäöchlicher Constitution, Der grosse Blutverlust und die da-
durch herbeigeführte allgemeine Schwäche hatte die schon vor-
handene Neigung zu Krämpfen und Ohnmachten sehr gesteigert
und H, fand die Frau in einem sehr angegriffenen Zustande
mit ganz blassem Gesicht, völliger Bleiche der Lippen und fast
gänzlicher Pulslosigkeit, Die Zunge war trocken, es zeigten
sich Zuckungen in den Mundwinkeln und einzelnen Muskeln
mit momentanen Krampfe des ganzen Körpers, Die Weg-
nahme der Placenta war hier sehr schwierig, aber auch eben
so nothwendig, da ein fernerer Blutverlust den Rest des schwa-
chen Lebens verzehren konnte, Man hätte glauben sollen, die
Nachgeburt sei angewachsen, da die Frau während der Schwan-
gerschaft einen brennenden und anhaltenden Schmerz in der
linken Seite der Gebärmutter gefühlt hatte; doch hatte der Mut-
termund blos die Nachgeburt krampfhaft umschlossen. Wäh-
rend der Operation gab H. einige Gaben Tinct. Cinnamomt als
Analepticum, Nachdem er die Hand in die Scheide eingeführt,
bekam die Frau allgemeine Zuckungen mit völliger Abwesen-
heit des Geistes, H. hielt die Hand ruhiz und nachdem sich
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