Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

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IV. Gynäkologie und Pädiatrik, 
wöhnliche Capacität wieder erhalten hatte. Zwei junge Practi- 
kanten verliessen sie abwechselnd Tag und Nacht nicht und öff- 
neten den Catheter, sobald starker Urinzwang sich zeigte. Es 
war ein glückliches Ereigniss, dass vielleicht durch den trauma- 
tischen Reiz des Catheters, theils durch die Heilkraft der Natur 
die Lähmung des Blasenhalses gehoben wurde, Am 6. Tage 
kehrte die Frau vollkommen hergestellt in ihre Heimath zurück. 
1’0., erfuhr nun von Zeit zu Zeit, dass das Uebel geheilt blieb. 
— Einen zweiten ähnlichen, eben 80 glücklichen Fall erlebte 
d’O. vor mehreren Jahren, Eine 30jährige, erstgebärende Frau 
wurde wegen rhachitischer Verengung des Beckens nach der 
Perforation mittelst des Hakens, nachdem der Kopf 17 Stun- 
den theils im Eingange, theils in der Beckenhöhle eingekeilt 
gewesen war, entbunden und behielt von dieser Geburt an un- 
willkührlichen Urinabgang, Der unvorsichtige Geburtshelfer, 
ein gewöhnlicher Wundarzt, untersuchte sie nicht allein nicht, 
sondern wendete auch. nur eine Zeit lang adstringirende Mittel 
an, Die unglückliche Person erwartete von der Zeit eine mög- 
liche Heilung, bis eine Hebamme sie versicherte, sie sei von 
dem Geburtshelfer bei der Operation zerrissen worden und da- 
her unheilbar. Dies bestimmte sie 5 Monate nach der Geburt, 
Hülfe bei d’O, zu suchen. Er fand Mutterscheide, Blase und 
äussere Schamtheile unverletzt, aber letztere durch den unaus- 
gesetzten Urinabgang excorlirt, roth gefärbt und sehr empfindlich. 
Der eingeführte Catheter zeigte ihm eine ganz zusammengezo- 
gene Urinblase, indem derselbe gleich den sehr empfindlichen 
Grund hinter der Mündung der Harnröhre berührte. Auch 
fand sich an ihm ein übelriechender Schleim von einer krank- 
haften Absonderung der Schleimhaut der Blase. d’O. schlug 
hier das nämliche oben angeführte Verfahren einz aber in die- 
sem Falle war die aufgehobene Capacität der Blase viel schwe- 
rer wieder herzustellen, indem nach Verstopfung der Harnröhre 
mittelst des Catheters etliche Unzen Urin, die in der Blase zu- 
rückgehalten wurden , schon einen sehr schmerzhaften Urindrang 
erzeugten, weshalb auch die Pat, Urin und Catheter mit Ge- 
walt herausdrückte. Man musste daher hier sehr allmählig 
verfahren und den Catheter im Anfange alle viertel, dann alle 
halbe Stunden eröffnen und späterhin in längeren Zwischenräu- 
men nach Massgabe der sich wieder einstellenden Capacität der 
Blase. 3 Monate vergingen, bis die Frau dem Urindrange 
7—8 Stunden widerstehen konnte. Die Behandlung war aller- 
dings mühsam. Eine junge Hebamme verliess die Pat. die er- 
sten 7 Tage gar nicht; dann wurde diese selbst über das 
Oeffnen und Schliessen des Catheters belehrt; dieser war an 
dem einen Schenkel festgebunden und erhielt sich während der 
ganzen Cur in guter Beschaffenheit, — Minder glücklich endete 
ein anderer ganz ähnlicher Fall, Zwei Jahre nach einer 
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