136 El. Chirurgie und Ophthalmologie,
Rand des Lappens geheftet werden konnte. Drei Carlsbader
Insectennadeln bewerkstelligten die Vereinigung hinlänglich; B.
entfernte sie nicht eher, bis sie durchgeschnitten hatten, Da
die verwendete Cutis nur Narbensubstanz war, und so fest auf
dem Knochen aufsass , dass der Lappen nicht dicker als dickes
Handschuhleder wurde, so fürchtete B. dass Gangrän eintreten
würde; die Verheilung aber erfolgte in 14 Tagen vollkommen,
Besonders günstig war es für die Heilung, dass gesunde und
kräftige Granulationen früher die Wundfläche unter dem neuen
Augenlide ausfüllten und hier Vernarbung bewirkten, als voll-
kommene Heilung der am äusseren Augenlide gelegenen Theile
eintrat; sonst hätte die durch die untere Narbe bewirkte Zu-
sammenziehung der Haut leicht ein Ectropium bedingen können.
So aber war B, im Stande, durch schräge von unten und in-
nen nach oben und aussen angelegte Heftstreifen und leichte
Cauterisation das neue Augenlid während der Heilung in gehö-
riger Spannung zu erhalten. [v. Ammon’s Monatsschr, f. Me-
diein, Augenheilk, u. Chir. Bd. X. Hft. 1.]
203. Fall einer Blepharoplastik; von Dr. Poxrır
in Frankfurt a, M. Ein 47jähriger Wagner, von starker, kräf-
tiger. Constitution, meldete sich am 8. Nov. 1834 in. der am-
bulatorischen Klinik. Vor 6 Jabren hatte er ein Erysipelas
faciei gehabt. Dieses ging in Brand über und der grösste
Theil der rechten Wange dadurch verloren. Die innere Fläche
des rechten unteren Augenlides war ganz nach aussen umge-
legt, doch ziemlich vollständig erhalten, sein Ciliarrand lag
einen guten halben Zoll unter der Conjunctivafalte, so dass die
untere Hälfte des Augapfels entblösst war, und das Auge auf
keine Weise geschlossen werden konnte, Die Conjunctiva war
stets sehr geröthet, das Auge selbst sehr lichtscheu, die ganz
nach aussen umgestülpte Conjunctiva des unteren Augenlides auf-
gewulstet und stark geröthet, sonderte vielen Schleim ab, wel-
cher mit den Thränen die Wange herablief, Die äussere Haut
des unteren Augenlides war von der Conjunetiva ab und nach
dem Os malare hingezogen, wo dasselbe durch dünne Narben-
masse fest auf dem Knochen aufsass. Von dem Os malare bis
zu den Cilien war ein 4‘ breites gesundes Hautstück, wel-
ches in dieser Breite unter dem ganzen Ciliarrand herliefz uur
nach der Nase hin näherte sich die Narbenmasse mehr, und
hier war die Haut auch sehr straff angespannt. Nach aussen
erstreckte sich die Narbenmasse bis ans Ohr, die Höhe des
Jochbogens nicht überschreitend. Die ganze Haut des Gesichts
war sehr dünn und es fand sich fast gar kein Fettpolster, —
Da der Kranke nicht sogleich ins Hospital aufgenommen wer-
den konnte, so ward er alle Morgen mit Land. liq. Syd, be-
tupft, und hierdurch, wie durch sorgfältige Bedeckung verlor
sich die Röthe des Augapfels vollständig , und die minder rothe