Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

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IH. Chirurgie und Ophthalmologie. 
Gehirnlähmung und in ihrem Gefolge eine so rasche Zersetzung 
aller organischen Masse eingetreten ist. Höchst merkwürdig, 
aber auf diese Weise einigermaassen ‚erklärlich ist das so lange 
noch dauernde Bewusstsein bei so bedeutender Verletzung des 
Gehirns. — Ein 20jähriger junger Mensch wurde im August 
1836 Abends von einem Cameraden mit einem dicken Stücke 
Holz drei Mal über den Kopf geschlagen. Die Untersuchung 
am folgenden Tage liess keine Verletzung des Knochens wahr- 
nehmen, und man begnügte sich daher mit Anordnung einer 
strengen örtlichen und allgemeinen Antiphlogose. Allein von 
Tage zu Tage steigerten sich die Erscheinungen von Hirndruck 
und machten am fünften Tage bedeutende Einschnitte nothwen- 
dig. Durch einen grossen Kreuzschnitt ward eine Fissur ent- 
deckt, die von der Erhabenheit des rechten Seitenwandbeins 
etwa einen Zoll vom hintern obern Winkel desselben beginnend, 
nach vorn bis ins linke Stirnbein, nach hinten durch das Os 
occipitis in der Richtung gegen den Process, mastoideus sich 
erstreckte und nach hinten etwas klaffte, _Vebrigens erreichte 
S, mit dem Schnitt weder Anfang noch Ende der Fissur, von 
der er etwa 8 Zoll bloss legte, Jetzt setzte er an der für den 
Brennpunct gehaltenen Stelle eine Krone an und entfernte durch 
dieselbe einen grossen dreieckigen Splitter, worauf sogleich alle 
Erscheinungen von Hirndruck verschwanden , weswegen S, wei- 
teres operatives Eingreifen unterliess. Die sehr langsame Hei- 
lung wurde in der sechsten Woche durch sehr beunruhigende 
Erscheinungen unterbrochen, Der Kranke bekam sehr heftige 
Respirationsbeschwerden und erbrach Alles, was er nahm, War 
es nicht möglich, dass hier die Fissur bis zur Durchgangsstelle 
des /V. vagus ging, und zu der Zeit, wo auch bei andern 
Fracturen der Callus sich consolidirt, ein Druck auf den N. 
vagus und dadurch die angeführten Erscheinungen veranlasst 
wurden? Pat. erholte sich ‚nach und nach und wurde völlig 
gesund. — Anfangs August stürzte ein 514jähriges Mädchen in 
einen stark angelaufenen Bach, der das Kind mit sich fortriss 
und über einen etwa 16 — 18 Fuss hohen Abhang auf Felsen 
hinabstürzte,, Nachdem das Kind nach Wiederbelebungsversu- 
chen Lebenszeichen gegeben hatte, ward S. wegen einer Kopf- 
verletzung gerufen. Durch einen grossen Kreuzschnitt öffnete 
Bich Folgendes: die grosse Fontanelle war noch nicht verknö- 
chert, die knorpelige Haut von den angrenzenden Kuochenstü- 
cken losgerissen und zu den Spalten drang Gehirnsubstanz her- 
vor, Das Stirnbein und die beiden Scheitelbeine zeigten eine 
Menge von Sprüngen, aus welchen zum Theil ebenfalls Hirn- 
masse austrat, welche S. durch flach geführte Schnitte entfernte. 
Auf beiden Seiten des Schädelea waren starke Impressionen von 
Josgeschlagenen Stücken der Scheitelbeine, Besonders stark 
war dies auf der rechten Seite, und als S. hier das tief einge-
	        
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