E24
IH. Chirurgie und Ophthalmologie.
Gehirnlähmung und in ihrem Gefolge eine so rasche Zersetzung
aller organischen Masse eingetreten ist. Höchst merkwürdig,
aber auf diese Weise einigermaassen ‚erklärlich ist das so lange
noch dauernde Bewusstsein bei so bedeutender Verletzung des
Gehirns. — Ein 20jähriger junger Mensch wurde im August
1836 Abends von einem Cameraden mit einem dicken Stücke
Holz drei Mal über den Kopf geschlagen. Die Untersuchung
am folgenden Tage liess keine Verletzung des Knochens wahr-
nehmen, und man begnügte sich daher mit Anordnung einer
strengen örtlichen und allgemeinen Antiphlogose. Allein von
Tage zu Tage steigerten sich die Erscheinungen von Hirndruck
und machten am fünften Tage bedeutende Einschnitte nothwen-
dig. Durch einen grossen Kreuzschnitt ward eine Fissur ent-
deckt, die von der Erhabenheit des rechten Seitenwandbeins
etwa einen Zoll vom hintern obern Winkel desselben beginnend,
nach vorn bis ins linke Stirnbein, nach hinten durch das Os
occipitis in der Richtung gegen den Process, mastoideus sich
erstreckte und nach hinten etwas klaffte, _Vebrigens erreichte
S, mit dem Schnitt weder Anfang noch Ende der Fissur, von
der er etwa 8 Zoll bloss legte, Jetzt setzte er an der für den
Brennpunct gehaltenen Stelle eine Krone an und entfernte durch
dieselbe einen grossen dreieckigen Splitter, worauf sogleich alle
Erscheinungen von Hirndruck verschwanden , weswegen S, wei-
teres operatives Eingreifen unterliess. Die sehr langsame Hei-
lung wurde in der sechsten Woche durch sehr beunruhigende
Erscheinungen unterbrochen, Der Kranke bekam sehr heftige
Respirationsbeschwerden und erbrach Alles, was er nahm, War
es nicht möglich, dass hier die Fissur bis zur Durchgangsstelle
des /V. vagus ging, und zu der Zeit, wo auch bei andern
Fracturen der Callus sich consolidirt, ein Druck auf den N.
vagus und dadurch die angeführten Erscheinungen veranlasst
wurden? Pat. erholte sich ‚nach und nach und wurde völlig
gesund. — Anfangs August stürzte ein 514jähriges Mädchen in
einen stark angelaufenen Bach, der das Kind mit sich fortriss
und über einen etwa 16 — 18 Fuss hohen Abhang auf Felsen
hinabstürzte,, Nachdem das Kind nach Wiederbelebungsversu-
chen Lebenszeichen gegeben hatte, ward S. wegen einer Kopf-
verletzung gerufen. Durch einen grossen Kreuzschnitt öffnete
Bich Folgendes: die grosse Fontanelle war noch nicht verknö-
chert, die knorpelige Haut von den angrenzenden Kuochenstü-
cken losgerissen und zu den Spalten drang Gehirnsubstanz her-
vor, Das Stirnbein und die beiden Scheitelbeine zeigten eine
Menge von Sprüngen, aus welchen zum Theil ebenfalls Hirn-
masse austrat, welche S. durch flach geführte Schnitte entfernte.
Auf beiden Seiten des Schädelea waren starke Impressionen von
Josgeschlagenen Stücken der Scheitelbeine, Besonders stark
war dies auf der rechten Seite, und als S. hier das tief einge-