Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

388 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
verschied. Man machte sogleich alle Wiederbelebungsversuche, 
duch vergebens. Die Section ergab geringes wässriges Kxsudat 
auf der obern Fläche des Hirns und gesunde Brust- und Un- 
terleibseingeweide, Bei Untersuchung des Hüftgelenks und der 
dasselbe umgebenden Weichtheile fand sich aber durchaus nichts 
von den Erscheinungen des zweiten Stadium der Coxarthrocace, 
Der Gelenkkopf war io seiner Pfanne und selbst im Durchschnitte 
desselben zeigte sich das Innere ganz normal, auch die den 
Gelenkkopf umgebenden kuochigen und ligamentösen Theile 
waren unversehrt, das Hüftgelenk also von jeder innerhalb der 
Kapsel entstandenen Krankheit frei, Dagegen fand sich eine 
seltsam gebildete Eiterhöhle, die den ganzen Raum des klei- 
nen Beckens einnahm, bis hinunter an die Spitze des Steiss- 
beins ging und wenigstens % Quart Eiters fasste, Aus dieser 
Höhle gingen bereits Stockungen zur Seite, rechts zwischen 
die Interstitien der Glutäen bis äusserlich oberhalb des grossen 
Trochanters, von wo aus sich das angeführte Oedem bemerk- 
bar machte und links in den Gesässmuskeln war bereits eine 
faustgrosse Aushöhlung zugegen und gleichfalls mit gelbem Eiter 
angefüllt, Da man bei Abwesenheit der Hüftgelenk-Caries 
dies Eiterdepot für Congestionsabscess halten musste, hielt man 
dieserhalb die genaueste Nachforschung, weil man hierin die 
Quelle dieser Eitermasse vermuthete, aber es fand sich nichts, 
was eine Aufklärung gegeben hätte, Auch die angrenzenden 
Wirbelbeine, die nach Eröffnung des ganzen, Rückenmarkska- 
nals einzeln aufs Genaueste untersucht wurden, waren eben so 
unversehrt, als das Rückenmark selbst, Was die ursprüngliche 
Veranlassung zu dieser seltsamen Vereiterung im kleinen Becken 
war; ist schwer zu erklären, da Pat. nicht wusste, dass er an 
dieser Stelle irgend eine Beschädigung erlitten hatte, man auch 
nicht gerade zu annehmen kann, wenn es sich auch einiger- 
massen vermuthen lässt, dass diese Vereiterung von solchem 
Umfange bei so kurzer und gar nicht intensiver Dauer der fie- 
berhaften Krankheit metastatisch sei. Eben so wenig ist man 
berechtigt, sie aus dyscrasischen Ursachen, Scropheln, Gicht 
etc. abzuleiten, da Pat, sonst gesund war, im 26. Jahre stand 
und ununterbrochen 6 Jahre gedient hatte, Es bleibt daher 
nur die Annahme übrig, dass diese Eiterung Folge einer vor 
der Aufnahme unbeachtet gelassenen rheumatischen Entzündung 
gewesen und das Fieber erst als Reflex der beginnenden Kite- 
rung aufgetreten sei, da Pat, schon Wochen lang vor der Auf- 
nahme schmerzhafte Affection in der rechten Hüftgegend ver- 
spürt hatte, auch bei der Section sich nichts von einem andern 
Leiden innerer Organe fand, Auf jeden Fall aber bleibt die 
durch jene Eiterung bedingte symptomatische Verlängerung des 
Fusses, wie sie als pathognomonisches Zeichen des zweiten 
Stadium der Coxarthrocace vorkommt, mit allen den davon ab-
	        
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