1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 387
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aufgetrieben und die Kräfte nahmen ab; in einigen Tagen ver-
lor sich jedoch das Fieber mit gänzlichem Nachlasse der Unter-
Jeibsbeschwerden. Am 23. änderte sich aber plötzlich Alles.
Pat, bekam sehr heftigen Schmerz des rechten Hüftgelenks, der
bis ins Knie ging und hier am heftigsten war, Gleichzeitig trat
wieder Fieber ein, grosse innere Angst und anhaltende Tran-
spiration. Verordnet wurden 12 Blutegel an die Hüfte , inner-
lich Calomel und äusserlich Einreibungen der Mercurialsalbe.
Der Hüftschmerz nahm zwar danach ab, der Knieschmerz aber
wurde heftiger und so wechselte dies oft, Aufmerksam ge-
macht durch das wiederkehrende Hüftweh erzählte Pat. jetzt,
dass er ähnliche Schmerzen, doch nicht so heftig und vorüber-
gehend schon mehrere Wochen vor der Aufnahme gehabt habe,
wobei es ihm schwer geworden, ohne Schmerzen auf dem
rechten Schenkel zu sitzen, Er habe diese Schmerzen jedoch
von Erkältung abgeleitet, weiter nicht beachtet und immer-
fort gedient. Da die Symptome auf Coxarthrocace deuteten,
wurde Pat. nun genau ausserhalb des Bettes untersucht, Die
Gegend über dem grossen Trochanter rechter Seits war sehr
aufgetrieben, nach aussen gezogen und bei Berührung oder
Umdrehen höchst schmerzhaft, die Gefässspalte stand einige
Zolle tiefer, als die der linken Seite und war fast verstrichen,
das rechte Knie ebenfalls tiefer, als das linke und endlich der
ganze rechte Fuss um fast 2 Zoll länger als der linke. Das
zweite Stadium der Coxarthrocace war sonach mit allen patho-
gnamischen Zeichen auf höchst acute Weise bereits eingetreten,
Der erwähnten Verordnung fügte man daher noch Sublimatbä-
der zu, welche grosse Linderung und allgemeine Transpiration
bewirkten, Drei Tage befand sich Pat, dabei erleichtert, nichts
desto weniger wurde aber am 29. die Spannung des ganzen
Hüftgelenks, ‘beim Erscheinen einer phlegmonös-entzündlichen
Anschwellung desselben, die höchste und da alle Zeichen für
beginnende tiefe Eiterung sprachen, wendete man sofort das
Cauterium actuale ein, um dem Aufbruche nach aussen zuvorzu-
kommen und wo möglich die Aufsaugung des Eiters noch zu
bewirken. Man machte 3 vier Zoll lange Striche zu den Sei-
ten des grossen Trochanters, setzte die bisherigen innern Mit-
tel aus, liess Inf. Digital. et Arnic, mit Ammon. mur. und
Aqu. amygd. amar. nehmen, mit den Einreibungen des Ung.
Neapol. in die Inguinaldrüsen fortfahren und gab Abends ein
Opiat. Tags darauf war Pat. von den Schmerzen im Hüft-
und Kniegelenke frei und nur die Brandstellen schmerzten, man
belegte letztere mit geölten Leinwandstreifen und warmen Ca-
taplasmen. Pat. schlief ruhig, dufltete fort und fort und der
Zustand war so weit besser, dass sich Genesung hoffen liess,
als Pat. am 31. März Vormittags 10 Uhr, beim Umdrehen auf
den Bauchz plötzlich unter einem einzigen wimmernden Laut
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