Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

360 Il. Materia medica und Toxikologie. 
ginen Tropfen grüne Farbe fand. Auf mein Befragen , ob sie 
etwa unversehens Farbe genossen hätten? wurde dies ver- 
neint, indem sie ausser Bleiglätte mit keiner Farbe zu thun 
hätten, Hiervon konnte die Krankheit nicht erzeugt worden 
sein, da die Bleicolik ganz anders auftritt, Ich war sonach in 
der Diagnose nicht weiter gekommen. Es sollte daher zur 
Analyse des Ausgebrochenen verschritten werden, Kaum nach 
Hause gekommen, wurde ich wieder gerufen. Meine Frage, 
ob sie vielleicht Farbe genossen hätten, hatte die Familie auf- 
merksam gemacht, Vor wenig Tagen war die Stube geweisst 
worden und von der zur Bordüre benutzten grünen Farbe, 
Leipziger Grün, etwas in einem neuen Töpfchen übrig geblie- 
ben, Dieses war auf das Schenkbret der Stube gesetzt wor- 
den, Das kleine Mädchen hatte sich dasselbe genommen und, 
ohne dass jemand etwas gewahr worden war, solches in dem 
Trinkwasserbehältniss ausgewaschen. Sonnabends Abends war 
dieses gefüllt und Sonntags der Kohl mit diesem Wasser ge- 
kocht worden. Die Suppe Abends wurde ebenfalls von diesem 
Wasser bereitet. Montags wurde nun der Kaffee ebenfalls da- 
mit gekocht und je mehr Wasser ausgeschöpft wurde, desto 
heftiger musste das Gift einwirken. Ich besah nun das Was» 
serbehältniss und fand, dass dessen Boden mit grüner Farbe 
bedeckt war, und das Wasser augenblicklich grün gefärbt, 
so wie es umgerührt wurde. Früher würde man dies wohl 
entdeckt haben, wenn der Wasserständer nicht im Dunklen ge- 
standen hätte, Es fand sonach Vergiftung mit Kupferarsenik 
statt und die am Tage vorher verordneten Mittel, namentlich 
Essigsäure , deren Nutzlosigkeit Renault bewiesen hat, konn- 
ten hiergegen nichts helfen, es musste daher anders eingegriffen 
werden, Zunächst wurde das Brechen durch Tpecacuanha be- 
fördert und Milch als Getränk verordnet. Alsdann wurde 
Schwefelleber gereicht, auch Seifenwasser, neben der Milch, 
als Getränk verordnet, Wegen der erhöhten Sensibilität musste 
auch Opium gereicht werden. Die Kinder erholten sich bald, 
weil sie weniger Kupferarsenik genossen hatten. Langsam ge- 
nasen dagegen J., seine Frau und Schwiegermutter, Bei diesen 
blieben längere Zeit Schlaflosigkeit und Zittern der Glieder zu- 
rück, die durch Opium und China beseitigt wurden. KEisen- 
oxydhydrat hatte ich noch nicht versucht, würde aber dazu 
verschritten seyn, wenn nicht Besserung eingetreten wäre , ob- 
wohl ich mir hier, da der Arsenik mehr narcotisch wirkte und 
wenig im Darmkanale anwesend sein konnte, keine grosse Wir- 
kung von ihm versprechen konnte, — 3) Vergiftuug mit 
Sauerkleesäure. Am 8. Juni d. v.‘J. Abends wurde ich 
ersucht, schleunigst zu dem Schuhmachermeister S. zu kommen, 
da selbiger aus Versehen Bitterkleesalz genommen habe, SS, 
hatte vämlich seinem Sohne sechs Pfennige gegeben, um ihm
	        
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