354 Il. Materia medica und Toxikologie,
jen ‚assers von sechs Fuss Höhe herab üher den Kopf gegos-
sen , darauf mittelst der Douche-Maschine ein etwa fingerdicker
Wasserstrahl gegen die ganze Länge der Wirbelsäule, zwei
Minuten lang, geleitet und: dem Kranken alsdann wieder zwei
Eimer kalten Wassers über den Kopf gegossen, derselbe in
wollene Decken gehüllt und eine Stunde Jang im Bette ein ge-
linder Schweiss unterhalten. Dieses Verfahren wiederholte R.
von jetzt an einen Tag um den andern, und nach jedem Bade
verminderten sich die Zufälle der Chorea, und die Kräfte des
Kranken hoben sich sichtlich. Nach sechszehn Bädern war jede
Spur der Krankheit verschwunden und die Genesung als voll-
ständig anzusehen, Der Knabe erfreut sich einer dauernden Ge-
sundheit. Bemerkenswerth ist dieser Fall wegen seines ursäch-
lichen Zusammenhangs mit dem überstandenen Panaritium ten-
dinosum, indem die ersten Zeichen der Chorea sich an dem
leidend gewesenen Arme zeigten und sich erst von da aus dem
übrigen Körper mittheilten. — Der zweite Fall betraf ein 8-
jähriges Mädchen, das R. im verflossenen Winter behandelte,
Das Mädchen, von gesundem, aber etwas pastösem Aussehen,
hatte schon mehrmals am Veitstanze gelitten, und war jetzt wie-
der seit 8 Wochen von demselben befallen worden. Die Krank-
heit äusserte sich durch Verzerrung der Gesichtsmuskeln, un-
deutliche Sprache, Zucken und unwillkührliche Bewegungen
mit Händen und Füssen, Der Gang war. unsicher, so dass das
Mädchen häufig über seine Füsse stolperte, weswegen es nicht
allein auf der Strasse gehen konnte, Als veranlassende Ur-
sache wurde Wurmreiz angegeben, da das Kind schon seit der
frühesten Zeit an Würmern gelitten hatte. R. verordnete daher
alle 4 Tage eine Wurmlaxanz, und in der Zwischenzeit gab
er gelindere Anthelmintica, hierauf wurden zwar Würmer mit
dem Stuhlgange entleert, der kranke Zustand aber blieb der-
selbe. Zink, schwefelsaures Kupfer, Valeriana und andere
Mittel, längere Zeit angewandt, bewirkten nur unmerkliche
Verminderung der Zufälle. AR. schritt daher zu den kalten
Uebergiessungen. Das Kind wurde täglich in ein grosses höl-
zernes Waschgefäss gesetzt und das kalte Wasser dann, mit-
telst eines zwei bis drei Berliner Quart haltenden Topfs, drei
bis vier Mal über den Kopf des Kindes gegossen. Auch in
diesem Falle waren nach noch nicht sechs Wachen alle Spu-
ren der Chorea verschwunden. [Med, Zeit, v. Vereine f.
Heilk. in Pr. 1838. Nr. 8.
167. Heilung der Choren S, Viti durch kalte
Bäder und Waschungen; vom Kreisphys. Dr. OLLENROTH
in Bromberg. Ein schwächlicher, 7jähriger Knabe wurde im
März 1833 von dem höchsten Grade des Veitstanzes befallen;
nicht allein die Muskeln der Ober» und Unterextremitäten und des
Rückens, sondern auch die Hals-, Nacken und Gesichtsmuskeln,