328 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
nen der harten Hirnhaut mit der innern Schädelfläche und über-
mässige Anfüllung der Gefässe; zwischen Pia mater und Arach-
noidea, an den convexen Flächen beider Hemisphären des grossen
Hirns aber fand sich zähe, eiterähnliche, das Hirn an den genann-
ten Theilen ganz überziehende Lymphe vor. Die peripherischen
Gefässe des Hirn selbst waren stark geröthet, Plexus choroi-
dei und Circulus Willisit hingegen fast ganz blutleer, Die
beiden Seitenventrikel, so wie die dritte Höhle des grossen
Hirns enthielten jede etwa 2 Löffel voll einer wässrigen Flüs-
sigkeit. Bei Herausnahme des grossen Hirns fand man inner-
halb der Dura und Pia mater, sowohl an den Seitenflächen
des grossen Hirns, als auf dem Tentorio cerebellt und im
Grund des Schädels wirklichen Eiter in Menge, der nicht nne
das kleine Hirn ganz überzog, sondern auch in den Canalis
medullae spinalis ging. Um die Quelle des hier in so grosser
Menge befindlichen Eiters aufzusuchen, trennte man die Dura
mater vom Schädel und legte auch äusserlich die Stelle des
Abscesses hinter dem rechten Ohre bloss. Hier fand sich nun
beinahe in der Mitte der Pars mastoid., oss. temp. äusserlich
eine kleine runde Oeffnung, die mit einer ähnlichen, 8 Linien
höher innerhalb der Schädelfläche gelegenen, durch die Diploe
des Knochens fortlaufenden in Verbindung stand, Diese Stelle,
so wie die hintere Fläche des der Schädelhöhle zugekehrten
Theils des Felsenbeins waren von der Dura mater, die an an-
dern Stellen ganz durchlöchert war, entblösst, höckrig, uneben,
porös, Ein Querdurchschnitt der Pars mastoidea vom ausge-
sägten Schläfenbein zeigte eine weite, mit sehr hochgerötheter
aufgelockerter Pseudomembran ausgekleidete Eiterhöhle, die bis
zut Basis des Felsenbeins ging und daselbst mit der inneren
Schädelfläche in Verbindung stand. Eis Querdurchschnitt der
Parz petrosa dicht hinter Jem unverletzten Trommelfelle zeigte
Hammer und Ambos noch ziemlich erhalten, ausserdem ‚aber
sowohl Körper, als Spitze der Pars petrosa von Caries ergrif-
fen, was auch besonders ringsum den Canalis caroticus der
Fall war, Die Lungen waren gesund, aber stark mit den Rip-
pen verwachsen und im Herzbeutel fanden sich ungefähr 4 Un-
zen seröser Flüssigkeit, Herz und Anfänge der grossen Blut-
gefässe waren stark mit Blut überfüllt und in der rechten Herz-
kammer sah man kleine, freiliegende Fettklümpchen. UVUebri-
gens war Alles in der Brusthöhle, so wie im Unterleibe nor-
mal. Der mitgetheilte Fall hat etwas Aehnliches mit dem un-
ter Nr. I. beschriebenen, doch steht er als Congestionsabscess
Zewiss einzig in seiner Art da, denn wiewohl Congestionsab-
scesse an allen Theilen des Körpers erscheinen können, so bil-
den sie sich doch gewöhnlich nur da, wo die Lage der Mus-
kein oder anderer Weichtheile, wie in dem unter Nr. 11. be-
schriebenen Falle, bequeme Senkung des Eiters zulässt und be-