fl. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 325
bis ins Becken führten, die den Raum unterhalb und neben dem
Bauchfelle längs des Psoas einnahm. Jetzt war es klar, dass
die Quelle dieser Eiterung tiefer liege, vielleicht gar von Psoas-
fentzündung oder Caries der Wirbelbeine herrühren‘ möchte,
och mangelte es noch an dem pathognomonischen Zeichen dieser
Vebel. Obgleich aber auch diese sonst leitenden Erscheinungen
fehlten, war doch ein so schreckliches Leiden in bedeutender
Ausdehnung vorhanden, das freilich erst die Section aufhellen
konnte. Dem Mitgetheilten zu Folge war allerdings kein guter
Ausgang zu hoffen, um so mehr wurde daher darauf gesehen,
die Kräfte durch Mittel und Diät zu ‘unterstützen und das ge-
fürchtete Zehrfieber möglichst in seiner Entwickelung zu be-
schränken. Man spritzte fleissig eine Chlorkalklösung cin, die
auch hier durch Verminderung der profusen Kiterung und baldige
Hervorrufung einer üppigen Granulation nicht vur das Sioken
der Kräfte verhinderte, sondern bald sichtbare Verkleinerung
der Eiterhöhle bewirkte, Doch wurde dadurch die unbekannte
Quelle des Uebels nicht verstopft, wenn auch Pat sich leidlich
wohl befand und täglich die Hoffnung der Herstellung stieg.
‚Nie klagte Pat. in dieser Zeit über irgend einen Schmerz in der
"Tiefe, der auf die verborgene Ursache dieser Eiterung hätte
sicher schliessen lassen. Aber am 2. Dec., einige Wochen
’nach der Operation, als Pat, Nachmittags aus einem sehr er-
quickenden Schlafe erwachte, drehte sich plötzlich der rechte
Schenkel ganz unwillkührlich nach aussen und indem er danach
greifen wollte, sank er todt auf das Lager zurück. Die schleu-
nigste, sorgfältigste Hülfe leistete nichts. Nachdem bei der Se+
ction am nächsten Tage die äussere Höhle zwischen Bauchfell
und Bauchmuskeln geöffnet war, kam man zu der zweiten tie-
fern, die sich im Becken ausserhalb des Peritonäum fand, Hier
war der Psoas major an einigen Stellen von Eiterung durch-
löchert und diese Oeffnungen reichten bis zu dem vom Perio-
steum entblössten vierten Lendenwirbel, der an mehreren Sei
ten cariös war, Am meisten betraf dies , wie die Untersuchung
am excidirten Wirbelbeine ergab, die den Canalis medullue
spinalis bildende Fläche desselben, die siebförmig durchlöchert
war, wie dies auch auf der. entgegengesetzten Fläche und zu
den Seiten des Knochens Statt fand, ohne dass jedoch die Lö-
cher, wie sich nach verschiedenen Durchschnitten des Knochens
ergab, mit einander in Verbindung standen, auch war die obere
und untere Fläche desselben gesund, Die Ligamenta interspi-
nalia articularia und die Fascia longitudinalis anterior et
posterior waren theilweise zerstört und hatten den Uebergang
des Eiters von einer Seite zur andern vermittelt, Im Rücken-
markskanale selbst fand sich viel Eiter, der bei raschem Auf-
richten des Kranken durch Druck aufs verlängerte Mark wahr-
scheinlich den so plötzlichen Tod durch Nervenschlag bedingte,