Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

302 IL. Chirurgie und Ophthalmologie, 
wieder zu mir, nachdem der Hodensack eine solche Ausdehnung 
erreicht hatte, dass der Boden desselben bis über die Mitte. der 
Oberschenkel herabreichte und Pat. kaum davor gehen Konnte. 
Er war diesen Zustand, nachdem er ‚vergebens so viele Mittel 
zur Beseitigung des Bruchs angewendet hatte, müde, und er- 
suchte mich dringend, ihn zu operiren. Meiner frühern Unter- 
suchung erinnerte ich mich noch sehr deutlich; aber dennoch 
nahm ich sie nochmals mit aller Sorgfalt vor, Eine Hernia hatte 
derselbe nie gehabt, auch konnte man den Bauchring deutlich 
abgreifen, ohne ein vorgefallenes Einzeweide zu entdecken. Die 
Geschwulst war von unten erhoben und dann nach allen Seiteu 
grösser geworden, sie war jetzt auf das Aeusserste gespannt, 
der Penis fast verschwunden und nur undeutlich Mess sich 
Schwappung entdecken, dicke Venen lagen in Menge auf der 
vordern Seite des Bruchs; die Farbe der Haut war der übrigen 
gleich, nur ein jetzt dahinter gehaltenes Licht wollte mir nicht 
wie damals bei meiner Untersuchung eine klare Flüssigkeit oder 
vielmehr durchsichtige Geschwulst zeigen, sondern sie war un- 
durchsichtig, dunkel, besonders eine kleine Strecke über den 
Boden, allein dieses hinderte mich nicht die Krankheit als 
Wasserbruch zu erkennen. Wegen der normalen Spannung 
war der Hoden nicht zu fühlen und es war aus der Anamnese 
wohl zu vermuthen, dass derselbe entartet seyn müsste, des- 
halb schlug ich auch jetzt, wie vor. 2 Jahren, die Operation 
mittelst des Schnitts vor, indem die Möglichkeit Statt finden 
könue, dass der Hoden entartet sei und mit weggenommen werden 
müsste. Da Pat. Alles gern zufrieden war, so bestimmte ich die 
Operation gleich auf den folgenden Tag; dieselbe wurde auf 
hinreichend bekannte Art gemacht, und als ich in dem obern 
Theil des Hautschnitts die Tunica vaginalis communis öffnete 
— denn in dieser befand sich die Wasseransammlung — sprang in 
ainem grossen Bogen wie von Blut dunkelgefärbtes Wasser mit 
grosser Kraft mir entgegen. Der Hoden befand sich in dem 
mittlern Theile der Höhle und war vollkommen gesund; auf 
dem Boden der Bruchhöhle befand sich eine ein Gäuseei grosse 
Cyste voll geronnenen alten, kohlschwarzen Blutes, deren Hülle 
aus einer sehr starken Membran bestand, welche, so wie ein 
Theil der allgemeinen Scheidenhaut, herausgeschultten wurde, 
Die Operation war schnell vollendet und nach 3 Wochen Pat, 
von diesem enorm grossen Wasserbruch vollkommen herzestellt. 
Gewiss eine seltene Erscheinung bei einem so grossen Wasser- 
bruch, bei welchem ich ohnedies wegen der Entfernung der 
auf dem Boden des Bruchs befindlichen. Blutcyste den Schmitt 
noch hedeutend verlängern musste. Durch Berstung varicöser 
Gefässe, welche wie bei alten und grossen Wasserbrüchen, so 
auch hier nicht fehlten, wurde die später blutige Färbung des 
Wassers, so wie die beträchtliche grosse Cyste mit dem geronue-
	        
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