il. Materia medica und Texikologie,
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bringen, doch nützt sie wenigstens hier oft so viel, dass Ana-
sarca der Schenkel und Füsse verschwindet, wenn auch die
Kranken zeitlebens engbrüstig blieben, Leider ist trotz des
Stethoscops die Diagnose von Ausschwitzungen oder Vereiterung
+ der Brusthöhle noch sehr unsicher. Die Paracentesis thora-
cis wird wohl aus diesem Grunde 80° selten unternommen. + Ich
beobachtete erst einen Fall, wo ich mit Sicherheit sie zu ma-
chen wagte und enileerte eine Masse von Eiter. Der Kranke
hatte an Pleuritis ia Folge gallichter Entzündung gelitten und
hatte sonst eine gesunde Lunge. Die Verwachsung ‚der Pleura,
die wohl immer in solchen Fällen Statt findet, begünstigte hier
den Erfolg der Operation, Bei Krankheiten der Ovarien als
Ursache der Wassersucht bringt die Scarification oft längere
Zeit Erleichterung. Bei fetten Frauen verursacht schneller Aus-
fluss des Wassers aber grosse Erschöpfung. Angst und Con-
gestionen nach innern Organen können leicht eintreten, da olt
durch einen einzigen Stich an einem Tage mehrere Manss Was-
ser entleert werden, Hier ist deshalb Einwickelung der scari-
feirsen Stellen vorzüglich zu empfehlen,
II. MATERIA MEDICA und TOX1KOLOGIE.
131. Nutzen des Mutterkorns zum Austreiben
der Placenta, vom Kreis - Chirurgus Mırtrenzweire. . (Aus
den Beiträgen zum Sanjtäts-Berichte des Potsdamer Regierungs-
bezirks.) Eine 26jährige Primipara gebar das Kind leicht,
aber die Nachgeburt folgte nicht und es stellte sich ein bedeu-
tender Mutterblutfluss ein. M. fand einen Theil der Placenta
mit dem Uterus verwachsen, die Nabelschnur schon abgerissen,
Die Kranke lag ganz sull, sah sehr bleieh aus, hatte einen
Jangsamen , schnarchenden Athem und Schaum vor dem Munde.
M. machte Belebungsversuche, liess kalte Umschläge auf den
Unterleib machen, in den Uterus Jaues. Wasser mit Essig spritzen
und gab innerlich: Rec. Acidi phosphorici 3j- FTincturae Op
ecrocatae 33, Tincturae Cinnamomi 5j3, Aetheris acelici 9}.
Alle £ Stunden 30 Tropfen mit Haferschleim. Die Blutung
hörte auf und nach 14 Stunden bekam die Kranke wieder Be-
wusstsein. ' Nachdem sie sich erholt hatte, wurden‘ die Tropfen
ausgesetzt und, da vorher wenig Stuhlgang erfolgt war, eine
Emulsion aus Oleum Ricini, Gummi Minosac , Magnesia
sulphur. Tart, borax. Extract, Hyosc. und. Aqua Chamomillae
gegeben, Ks erfolgten einige Stuhlgänge, auch löste sich die
Placenta etwas, so dass ein Theil derselben bis in die Vagina
herab gezogen werden konnte, Der übrige Theil hing jedoch
am Uterus. Jetzt gab M. ein Infusum von Secale cornutum
mit. Tinctura Opii und Borax,, worauf Zusammenzichungen