266 1, Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
ersten Halswirbels auf. Von da an war das Rückenmark fası
bis zum Aofange des Dorsaltheils in seinen hiatern Strängen
bedeutend erweicht, so dass es auf leichten Druck zu Brei zer-
floss; die vordere Hälfte war etwas consistenter. Von der Ge-
gend des vierten Rückenwirbels bis zum Anlang der Lenden-
wirbel war das Rückenmark auf seiner vordern und hintern
Oberfläche mit einem Blutextravasat bedeckt, das zwischen der
Arachnoid, und Pia mater , in schmalen, der Länge nach ver-
laufenden +—1’’ dicken Strängen von schwarzem, völlig ge-
ronnenem Blut Jag. Die Häute waren durch dieses ausgetre-
tene Blut etwas geröthet, sonst normal, das Mark ganz gesund,
Im Lumbartheil, an der tiefsten Stelle des Kanals in der Bauch-
lage, war in der Höhle der Arachnoid, ein wenig klares Se-
rum angesammelt. — Was die Ursache dieses, wie es scheint,
dreifachen, im Einzelnen von einander abgesonderten Bluter-
gusses in den Centraltheilen des Nervensystems gewesen sei,
möchte schwer zu bestimmen seya. Interessant aber ist die Ver-
gleichung des Sectionserfundes mit den Erscheinungen während
des Lebens, Dass keine halbseitige Lähmung vorhanden war,
erklärte sich aus dem Sitze des Kxtravasats in den Centralthei-
len des Gehirns. Wie ist aber bei der Verbreitung des Extra-
vasats auf der Basis cranii, gerade in der Gegend fast sämmt-
licher Nervenursprünge, und an der Medulla oblong., diesem
Centraltheil aller belebenden Einflüsse, und besonders der Re-
spirationsbewegungen, die Freiheit von Lähmung in den Ge-
sichts - und Kaumuskeln und der fast ungehinderte Fortgang
der Respirationsbewegungen zu erklären? Die Bewegung der
Augenlidermuskeln bei Annäherung eines fremden Körpers und
die der Kau- und Schlingmuskeln nach eingeflösstein Getränk
beruhte, da das Sensorium und die bewusste Willenskraft ge-
lähmt war, auf der reflectirenden Function des Gehirns und
dann ist anzunehmen, dass gewisse Theile des Gehirns und Rü-
rkenmarks und gewisse Nerven vorzüglich dem Drucke ausge-
setzt waren, während die andern mehr davon befreit blieben,
Die relative Freiheit der Respirationsbewegungen erklärt es
aber vornehmlich, wie das Leben noch so lange bestehen konnte.
Die Ansammlung von Schleim in den Respirationswegen erin-
oert an dieselbe Erscheinung, als eine der constantesten Folgen
der Durchschneidung des Nervus vagus auf beiden Seiten bei
Thieren, wobei die Respirationsbewegungen selbst ebenfalls
nicht bedeutend gehemmt sind, Die Schleimansammlung ist da-
bei so beträchtlich, dass einige Physiologen dieselbe als eine
der unmittelbaren Hauptursachen des Todes nach dieser Opera-
tion ansehen. Dem Verf. scheint es nicht unwahrscheialich,
auch in diesem Falle die erst secundär im Verlaufe des An-
falls aufgetretene Schleimanhäufung in den Respirationsorganen