Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

162 1. Materia medica und Toxikologie, 
und Zerstörung der Textur der Gewebe, als atıch des Ein- 
flusses auf Nerven- und Blutsystem, also in Bezug auf dyna- 
mische und chemische Störung und zwar unter Umständen, die 
einen solchen Zustand überall erschwerten:; krankhafıe Körperbe- 
schalfenheit an sich, kaum geheilte Lues, Tuberkelsucht, viele 
leicht schon krankes Hirn, Schwangerschaft, Gemüthsbewe- 
gung; ferner, neben der tiefsten auch die längste Einwirkung 
des Gifts, denn wie lange die Unglückliche, ehe man sie bes 
wusstlos fand, gelitten, war nicht klar und sie selbst konnte 
vielleicht nicht ein Mal die Zeit genau angeben, wenn sie den 
Versuch gegen das Leben gewagt hatte, Der zweite Fall giebt 
ein ganz anderes Bild: heftige Erregung des Gemüths und Kör= 
pers bei sonst trefflicher, ungetrübter Gesundheit, Entzündung 
im hohen Grade: Gastritis und Oesophagitis und geringere Zer- 
störung der organischen Gewebe des Muündes und Schlundes, in 
letzterem gewiss nur stellenweise, Der Fall war ganz Irisch 
und die Hülfe schnell eingreifend. Der dritte Fall ist, darf 
man auch annehmen, dass ein kleiner Theil von Säure ver- 
schluckt wurde, doch meist als örtliche Verletzung zu nehmen, 
aber als sehr eingreifende, verabsäumte. — In allen drei Fäl- 
len‘ hat der Liquor Kali carbonici sich offenbar heilsam und 
immer gleich schnell und gewiss hülfreich gezeigt. Der Verf. 
hat schon oben bemerkt, dass die Wirkung der Magnesia, ob- 
wohl er in den ersten beiden Fällen sie auszulassen sich nicht 
getraute, doch nicht bedeutend gewesen seyn kann. Im ersten 
konnte noch am meisten Magnesia in den Magen gekommen 
seyn, viel indess war es nicht. Im andern war vom wirkli- 
chen Gebrauche der Magnesia keine Rede: hier war offenbar 
das Laugensalz mit kräftiger Antiphlogistik heilkräftig. Im drit- 
ten Falle wurde die Magnesia gar nicht gegeben. Es kann die 
Absicht des Verfs. nicht seyn, die Magnesia, die so grosse 
Autorität für sich hat, zu verwerfen; doch wer irgend derartige 
Vergiftete behandelt hat, wird zugeben, dass die Anwendung 
der Magnesia keineswegs so ganz leicht ist, wie man allge- 
mein annimmt. Die Magnesia ganz rein und mit wenig Flüs- 
sigkeit in den Magen gebracht, würde unstreitig die Wirkung 
der Säure am besten vernichten. Leicht ist sie auch so zu ge- 
ben: man darf nur eine gewisse Menge derselben mit feinem 
Zucker mischen und wenig Wasser zusetzen ,, wodurch sie bald 
mit der Flüssigkeit zusammengemengt und in grosser Menge in 
den Magen gebracht werden kann. Doch hängt sich dann die 
Magnesia selbst an die verletzten Stellen an und veranlasst da- 
durch höchst schmerzhaften Reiz, es entsteht anhaltender Hu- 
sten und neben dem Höllenschmerz einer verbrannten Spelse- 
rühre noch höchst beschwerlicher Kitzel, Man hat also den 
Ausweg gewählt, viele Flüssigkeit in den Magen zu bringen 
um so die Säure zu verdünnen und zu entkräften, während
	        
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