Full text: (Neueste Folge, Band 7 = 1838, No 1-No 8)

10 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 
denkt und wovon Letzterer viele gesehen haben will, olme 
dass die Mütter an demselben Uebel litten. Nicht minder spre- 
chen für dynamischen Reiz die bei Gelbsucht beobachtete Re- 
und Intermission, so wie die oft ganz schnelle Hervorbildung 
derselben unter allgemeinen Krämpfen und, wie bei Neugebor- 
nen, nach Erkältung. Staznationen im Unterleibe, mechanische 
Verschliessung der Gallengänge, Substanzfehler der Leber, Ent- 
zündung derselben, so wie des Magens, Galleofieber, jäher 
Temperaturwechsel , hartnäckige oder übelbehandelte Wechsel- 
fieber, hysterische oder hypochondrische, mit grosser Empfind- 
lichkeit der Bauchorgane verbundene Zufälle, Coliken, anhal- 
tende Darmverstopfungen, Physkonien, Ascites , anhaltender 
Genuss vieler Spirituosa , Hämorrhoiden, Würmer, drastische 
Abführ= und Brechmittel etc. können eben so viele Gelegen- 
heitsursachen zu einer Reizung der Leber, einem daher rühren- 
den Blutflusse, einer parenchymatösen Bereitung der Galle und 
schleuniger Wiederaufsaugung derselben werden... Melancholi- 
sches Temperament und heisses, mit Feuchtigkeit oder Trocken- 
heit der Atmosphäre wechselndes Klima determiniren diese und 
ähnliche Einwirkungen entschieden, Consensuelle Entstehung 
derselben nach Kopfverletzungen, Hirnerschütterungen, dem 
Bisse einiger giftigen Thiere, 80 wie metastatische pach zurück- 
getretenen acuten und chronischen Hautausschlägen, unterdrück- 
ten gewohnten Secretionen und Blutflüssen und schnell gestopf- 
ten Diarrhöen lassen dieselbe Deutung zu. Und nicht anders 
verhält es sich mit allen örtlich mechanisch aufs ganze Leber- 
system wirkenden Schädlichkeiten und allen organischen Fehlern 
der Leber und Gallenblase. Denn aus Absorption der in der 
Gallenblase ‚enthaltenen ‚Galle wird die allgemein verbreitete 
gelbe Farbe nicht wohl herzuleiten seyn, da ein solcher abge- 
sonderter Gallenvorrath nicht hinreichen würde, den ganzer 
Körper im Innem und Aeussern :80 zu färben, wie ein hoher 
Grad dieser Krankheit ihn darstellt und ausserdem Galle in 
Masse durch Urin, Erbrechen und Stuhlgang ausleeren zu las- 
sen, Zudem hat man in den Leichen an Gelbsucht Verstorbe- 
ner wohl eine nur kleine, mit sehr weniger dünner Galle an- 
gefüllte Gallenblase und in anderen von Menschen, die nie im 
Leben etwas Icterisches gezeigt hatten, Hydrops vesicae felleae 
mit verschlossenem Ausgange des Ductus cysticus,  hepaticus, 
oder choledochus am Duodenum gefunden. Ja es fehlte sogar 
nach einer das Leben beendenden Gelbsucht die Gallenblase. 
Dagegen war die Leber in den Leichen an Gelbsucht Verstor- 
bhener oft mit dicker, schwarzer Galle überhäuft. Wird gar 
keine Galle aus dem Blute geschieden , 80 ist wohl zu bedenken, 
dass die Letzterem inwohnenden Elemente der Ersteren nur 
durch die Action der für ihre Absonderung bestimmten Leber 
allein das gewisse differente Product liefern können, wie über-
	        
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