I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, ö
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die Carotiden gingen ebenfalls durch die Masse hindurch, auch
der Herzbeutel war von ihr umfangen. Die Schilddrüse war
klein, hart und in ihrer Textur verändert, die ihr benachbar-
ten Muskeln theils geschwunden, theils in eine speckartige
Masse verwandelt. Die innere Fläche des Kehlkopfes und die
untere des Kehldeckels war geröthet, die Luftröhre mit blutigem
Schleime angefüllt; die innere Fläche des Herzbeutels rauh,
wie mit Gries bestreut; das Herz war klein und fettleer, von
schlaffemn, wenig ausgebildetem Baue. In der Brusthöhle 1and
sich Wasser, in der Bauchhöhle nicht, Die Leber war gross,
reichte hoch in die Brusthöhle hinauf, die Gallenblase klein,
mit einer geringen Menge violetter Flüssigkeit gefüllt; das Netz
zurückgedrängt und fast fettleer, Die Blutgefässe des Gekrö-
ses sehr mit Blut gefüllt, auch die Iymphatischen Gefässe des»
selben ungewöhnlich sichtbar, [Clarus’s u, Radius’s Beitr. z.
pract, Heilk. Bd. IF. Hft. 3.1
4. Tödtlicher Speichelfluss durch Calomel-
einreibungen bei Hydrocephalus; von Dr. Bıckıne,
Kin 6jähriger Knabe lag am Hydrocephalus hoffaungslos dar-
nieder, im tiefen Sopor mit dem Kopfe in die Kissen bohrend,
und von Convulsionen bewegt. Die Krankheit, zwar frühzeitig
erkannt, hatte allen ärztlichen Bemühungen widerstanden, Ver-
geblich waren in grosser Menge Blutegel angesetzt worden,
Calomel hatte den Darmkanal auf das Heftigste erregt, ohne
die Krankheit des Kopfes zu lindern, Zugpflaster und ein Haar-
seil im Nacken leisteten keine Hülfe, — Die Eltern, welche
schon zwei Kinder an dieser Krankheit verloren hatten, baten
inständigst Alles zur Rettung ihres einzigen Sohnes zu thun,
Da B. in einem ähnlichen Falle beobachtet hatte, dass ein Spei-
chelfluss, der nach dem Gebrauche des Calomels unvorhergese-
hen entstanden war, noch in der äussersten Gefahr Rettung ge-
bracht hatte, entschloss er sich, auf die Erzeugung eines Spel-
chelfiusses absichtlich hinzuwirken. Da er durch die innere
Anwendung des Calomels, bei der starken Wirkung desselben
auf den Stuhlgang, nicht hoffen durfte, ein Wirkung auf die
Speicheldrüsen zu bezwecken, so schlug er die Eipreibung die-
ses Mittels in das Zahnfleisch vor. Zehn Gran davon sollten
durch einen Chirurgus innerhalb eines Tages so angewendet
werden. Als am zweiten Tage noch keine Spur von Speichel-
Auss entstanden war, wurden ohne B. zu befragen (er wohnte
4 Stunden von dem Kranken entfernt) noch 5 Gran eingerie-
ben. Am 3. Tage schwollen die Speicheldrüsen an, das Zahn-
fleisch erhob sich und wurde geschwürig und Speichel floss aus
dem Munde, Hiermit schien die Krankheit schnell unterbrochen ;
das Kind wurde von den Krämpfen befreit, erwachte aus sei-
nem Sopor und erkannte seine Eltern. Die Affection des Mun-
des verstärkte sich indess unerwartet sehr schnell, als wäre