Full text: (Neueste Folge, Band 6 = 1837, No 17-No 24)

l. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 3 
ben aufs Neue erweckt, so hindert eine gleich leichte Rück- 
kehr ins Leben die dicke Beschaffenheit des Blutes im Chole- 
rakranken oder vielmehr in seiner frischen, vermeintlichen Lei- 
che; darum wird jedes Mittel, welches das Blut dünnflüssig zu 
machen fähig ist, hier gewiss aufs Dringendste angezeigt SeyD. 
Dass unter diesen Mitteln die verdünnte Luft oben an steht, ja 
wahrscheinlich das einzige, uns zu Gebote stehende ist, möchte 
dies ein denkender Arzt wohl leugnen wollen? Darum, wohl- 
an zur Prüfung! Das nöthige Verfahren mit einem Cholera- 
scheintodten ist bereits im 2. Abschnitte meiner Abhandlung 
ausführlich auseinandergesetzt worden, Daher endlich nur noch 
einige Worte über den Vorwurf, der meiner Curmethode ge- 
macht worden ist, über den Vorwurf: „dass sie aller Erfah- 
rung entbehre,‘“ Es ist hier weder der Ort, noch die Absicht, 
auf die Frage einzugehen, ob man einer neuen Curmethode 
überhaupt den Mangel an Erfahrung zum Vorwurfe machen 
könne, es soll hier lediglich ein Fall angeführt werden, der 
sich auf sehr gewichtige Weise zu Gunsten meiner Curmethode 
deuten lässt und somit als Erfahrung bereits feststeht. Leider 
ist es mir nicht mehr bekannt wo, sondern nur dass ich folgen- 
den Fall gelesen habe, dessen sich aber gewiss mancher ver- 
ehrte Leser mit mir erinnert: Ein vornehmer, schwer an der 
Cholera erkrankter Russe wird zufällig an einem offenen, freien 
Feuer vorübergetragen; kaum ist er in dessen Atmosphäre ge- 
langt, so ruft er aus: „hier wird mir wohl, hier will ich blei- 
ben;“ und er blieb bis zu seiner Genesung, Was wirkte denn 
hier? etwa. die Wärme? hat man nicht die Wärme auf alle 
Manieren, mittelst Säcken, Flaschen, Bädern, Dämpfen, Bet- 
ten, und wer weiss wie angewendet, ohne jemals einen sol- 
chen Freudenruf gehört zu haben? Nein, das grösste Leiden 
eines Cholerakranken besteht, neben einigen schmerzhaften 
Krämpfen, in der Angst, die ihre Ursache ın der gehinderten, 
oder wenigstens beeinträchtigten Respiration hat. In der ver- 
dünnten Luft nun, welche das Feuer umgab, verdünnte sich 
das den Lungen zunächst befindliche Blut, und durchdrang 
leichter die Lungenzellen des Kranken, als vorher, daher sein 
Freudenausruf als die Folze seiner schwindenden Angst, Und 
wenn die Genesung vollständig war, so kann es sich vorher, wäh- 
rend der Krankheit, denn doch wohl um ein aufgehobenes 
Gleichgewicht zwischen dem Luftdrucke auf die äussere Ober- 
fläche des Organismus und dem auf die innere gehandelt haben, 
— Will man daher das freie Feuer als erstes Mittel in der 
Cholera benutzen, 80 ist es jedenfalls viel leichter und beque- 
mer herbeizuschaifen, als der Schrank,‘ ja’es hat vor diesem 
den Vorzug, dass der verbrauchte Sauerstoff sich wieder er- 
neuert, während im Schranke aus diesem Grunde die Cur viel- 
leicht nicht bis zur völligen Genesung fortdauern kann, sondern 
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