Full text: (Neueste Folge, Band 6 = 1837, No 17-No 24)

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IV. Gynäkologie und Pädiatrik, 
Kreissen zur Hülfe gerufen wurde, fand. ich Folgendes: die 
Kreissende, in einem verzweifelnden Zustand, lag flehend um 
Hülle auf einem sehr ärmlichen Bett, über heftige Schmerzen 
im Leibe und grosse Erschöpfung klagend; die Wehen, wel- 
che bisher sehr kräftig gewesen, hatten bedeutend nachgelassen ; 
der Puls war klein, hart und beschleunigt. Aus den geschwollenen 
Geschlechtstheilen hing der rechte Kindesarm in seiner ganzen 
Länge heraus, war schwarz und so stark geschwollen, dass er 
den ganzen Raum der Scheide vollkommen ausfüllte und eine 
starke Einkeilung der Schulter anzeigte; die Handfläche war 
nach vorn gerichtet, folglich lag der Kopf in der rechten ‘Seite 
mit dem Gesichte nach vorn, die. Füsse aber in dem Grunde 
der Gebärmutter, die bei dem Befühlen schmerzhaft und fest um 
das Kind herum zusammengezogen war. Khe ich noch zu einem 
Versuch, die Hand zur Wendung einzubringen, schritt, stellte 
ich, da.ich das Hinderniss, die Hand zur Wendung einzufüh- 
ren, mehr in der krampfhaften Zusammenziehung der Gebärmut- 
ter, als in dem vorgefallenen Arm selbst suchte, eine Venä- 
section am Arm an, und machte Einspritzungen von warmem Oel 
in die Scheide, welche aber nur zum Theil gelangen, liess Oel 
in die Bauchdecken einreiben u, s, w. Gern hätte ich hier 
ein allgemeines Bad angewandt, allein das war bei der grossen 
Arınuth der Menschen mit dem besten Willen nicht anzuschaf- 
fen, ich musste also ohne dieses, nach vorausgegangenen war- 
men Fomentationen des Unterleibs, zu dem Geschäft der Wen- 
dung schreiten. Nachdem ich ein bequemes Wendungslager zu- 
gerichtet — wozu mir das Querbett dient — und mich von 
allen behindernden Kleidern befreit hatte, suchte ich zuvor, den 
vorgefallenen Arm eingeschlingt, meine hinreichend beölte Hand 
einzulichren, allein mit welchen Schwierigkeiten hatte ich da 
zu kämpfen! wohl sechs Mal war ich genöthigt meine Hand 
wieder zurückzuführen, da ich es vor Schmerz nicht mehr aus- 
halten konnte, auch kein Gefühl mehr in derselben hatte, Ich 
stärkte dieselbe öfters mit Waschungen von Branntwein und 
fasste mich in Geduld, denn an Herausschneiden des Arms 
konnte ich nur mit Schaudern denken. Endlich gelang es mir 
die Hand so weit zu führen, dass ich den Daumen unter die 
Achselhöhle setzen und damit den Oberkörper etwas erhe- 
ben und so zu den Füssen gelangen konnte, worauf ich die 
Geburt, da die Mutter sehr erschöpft war, durch Extraction 
vollendete, Das Kind war, wie sich denken lässt, schon Tas 
zuvor ‚abgestorben, denn bereits fanden sich Spuren von Fäul- 
niss an demselben. Gendrin, welcher, zum gerechten Erstau- 
peu aller rationellen Geburtshelfer unseres Zeitalters, noch vor 
wenigen Jahren (1831) sein eben 50 grausames als: höchst 
kunstwidriges Verfahren in solchen Fällen ölfentlich (Journ. 
General de Medicine) mittheilte, indem er raschweg Trennung 
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