;66 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
Uebel anzuerkenneh sind, so scheint doch so viel ausgemacht,
dass sie ‚dies nur unter gleichzeitiger, darauf sich beziehender
Aanomaler Nervenstimmung, vorzüglich der des Gangliensystems
sind und seyn können, da ja dergleichen Desorgauisationen
auch ausser dieser Verbindung gleicher oder ähnlicher Krank-
heitserscheinungen vorkommen, Im vorliegenden Falle waren
überdies unverkennbar hier noch andere wesentliche Erschei-
nungen zugegen, die auf gänzlichen Verfall des Nervensystems
schliessen liessen: nämlich unvollkommene Lähmung der Blase,
des Antestinum reclum, der untern Extremitäten und grosse
Schwerhörigkeit, Unter diesen mannigfaltigen und tiefen. Stö-
rungen des Nervensystems war es wirklich wohl nicht schwer
zu entscheiden, welches Leiden von weiterem Umfange war,
vb das von diesem ausgehende, oder das durch jene desorgani-
sirte Eingeweide-Gebilde hervorgebrachte, Pat, selbst war von
Natur schwach, höchst reizbar und empfindsam, dabei gutmüthig,
aber in Folge der kränklichen Empfindlichkeit sehr ängstlich
und geneigt, sich über dies oder jenes Scrupel zu machen, die
ihn besonders später in den Anfällen von Melancholie sehr be-
unruhigten , dabei verzagt und kleinmüthig und immer, wie je-
der Hypochondrist, baldigen Tod fürchtend, obgleich er 69
Jahre alt geworden war. In Auswahl der Speisen war er olt
gerade bei den unschädlichsten ohne Grund ängstlich, nicht weil
sie ihm wirklich schadeten, sondern weil er es.sich bloss so
eingeredet hatte. Immer klagend nahm er oft nach eigenem
Gutdünken Arzneien, die besonders für die Zukunft schädlich
gewesen seyn mögen, da sie meist in erhitzenden aromatischen
Wässern und Kssenzen, oder in bittern, reizenden Abführmit-
teln bestanden, So lange Pat. nur Hypochonder war, wich er
nicht von jener ängstlichen Auswahl der Speisen, als aber die
Hypochondrie in Melancholie überging, verschlang er meist Al-
les um so begieriger,. je heftiger die melancholischen Anfälle
waren , traf darin fast keine Auswahl mehr und ass daher vie-
les ,/ was er früher, wo weniger Nachtheil davon zu erwarten
stand, selbst auf ärztlichen Rath zu essen sich nicht getraut
hätte. Eben 8o verliess ihn die. Liebe zu Arzneien und es
liesse sich daher hier wohl behaupten, dass den Hypochondri-
sten diese Gierde eben so nahe lag, als den Melancholischen
ferne, indem die Meisten der letztern dem Arzneigebrauch mehr
zu= als. abgewandt sind, weil sie davon ihr Heil nicht hoffen.
Damit scheint auch die Gleichgültigkeit gegen leicht und schwer
verdauliche Speisen. zusammenzuhängen. Wenn nämlich Melan-
cholische nicht durch eigenthümliche Richtung ihres Uebels vor
Nahrung wirklichen Abscheu besitzen, essen sie, sich nur ihrer
kranken sich darin vergessenden Phantasieen bewusst, ohne
Wohlgeschmack , oft unter Angstschweiss Alles, was sich ihnen
darbietet, ohne die Folgen davon berechnen zu können, da
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