2 I Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
cholie zu betrachten? Krörtert von Dr, Wantren in
Baireuth.. Wie es einen zu engen Thorax giebt, so einen ähn-
lichen Unterleib, in dem die von ihm umschlossenen Einge-
weide in gleicher Weise weder intensiv, noch extensiv Vvoll-
kommen entwickelt sind, als dort Lungen und Herz, . daher
auch so construirte Individuen von dieser Seite leichter tief ein-
greifenden Uebeln unterworfen sein müssen, Bei dem Kranken
des vorliegenden Falles, in dem. sich die volle, weite Brust
auf Kosten des Unterleibs entwickelt hatte, war die geringe
Weite des Raums des Unterleibs zu der mehr als gewöhnlichen
der Brust in namhaftem,, sehr auffallendem Missverhältniss,
Deshalb bekam Pat. auch nie leicht Katarrhe und stellten sich
ja, obgleich nur höchst selten, die ersten Zufälle derselben ein,
so verblieb es bei diesen, Dagegen hit er desto mehr an häu-
figer Flatulenz, langsamer und schwerer Verdauung, geringem
Appetit mit überwiegendem Durst, fadem, schleimigem Ge-
schmack bei meist rauher, weisslich belegter Zunge und trä-
gem, trockenem Stuhl, . öfteren Congestionen nach dem Kopf
und häufiger hypochondrischer. Verstimmung. Hämorrhoiden,
mit welchem Namen man so oft tief verborgene, schwer zu
bestimmende Unterleibsleiden bezeichnet, wurden als Ursache
dieser Erscheinungen, als sie sich später zum wirklichen, tielen
hypochondrischen Uebel ausgebildet hatten, vielfach von Aerz-
ten supponirt und Pat, fand in Zeiten, in welchen diese hy-
pochondrischen Zufälle milder waren, darin viel Beruhigung
und Hoffnung für die Zukunft, obgleich diese nie ganz erfüllt
wurde, Alle, ein tiefes Unterleibsleiden verrathenden Erschei-
aungen nahmen vielmehr mit den Jahren zu und die hypochon-
drischen Anfälle zeigten sich endlich nicht nur andauernder,
sondern auch im tiefern Umsichgreifen ‚von, grösserer Beziehung,
so dass ;sich mit allmähliger Zunahme derselben bestimmt
bezeichneter Druck im Unterleibe einfand, der den Pat.
pie mehr ganz verliess und gleichzeitig die Hypochondrie in
wirkliche Melancholie überging, die zwar anfangs palliative
Heilung zuliess, aber endlich mehrere Jahre mehr oder weni-
ger heftig unausgesetzt bis zum Tode anhielt., Wie bei jeder
psychischen Krankheit Blödsinn als nothwendiger End- und
Schlusspunet zu betrachten ist, wenn sie alle Stufen der vollen
Entwickelung durchläuft, so strebt nothwendig die Hypochon-
drie zur Melancholie als der höher entwickelten, ihr am näch-
sten stehenden Krankheitsform, die selbst in Blödsinn überge-
hen wird, wenn sie unheilbar durch frühern Tod im gehörigen
Verlaufe nicht abgekürzt wird. Die Krankheiten stehen unter
sich in tiefem, innigem Zusammenhange und scheinen in ver-
schiedener Gliederung nur Ein grosses Ganzes auszumachen, in
dem die niedriger stehenden ir mehr und mehr steigender Evo-
Aution bis zu einer gewissen Höhe, der Blüthe, sich eutwickeln.
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