ji. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, ö
entwickeln, sondern auch in der Gesammtmasse der festen und
flüssigen Bestandtheile des Körpers, wo sie sich, als bekannte
Vorboten acuter Krankheiten, durch Veränderung des Habitus,
Schwere der Glieder, Trägheit, Unlust etc, zu erkennen geben,
Dies Uebergewicht von Stoffen, die den normalen Wechsel der-
selben und die freie, gleichförmige Wirksamkeit der einzelnen
Verrichtungen hemmen, wird, wenn es einen solchen Grad er-
reicht, dass dabei die Harmonie des Ganzen nicht länger beste-
hen kann, Ursache allgemeiner Gegenwirkung, bei der alle
Kräfte und Thätigkeiten sich vereinigen, um das Untaugliche
und Ueberflüssige auszustossen. Aus diesem Gesichtspunete er-
scheint ein solches Fieber als ein, in gesetzmässiger Ordnung
stufenweise fortschreitender, biochemischer Entwickelungsprocess,
der sich mit Ausscheidung (Crisis) endigt und zur Gesundheit
zurückführt, Die Crisis erfolgt durch vereinte Wirkung aller
Thätigkeiten und Systeme, denen auch im gesunden Zustande
Rückbildung und Ausscheidung übertragen ist, doch, was letz-
tere anlangt, so, dass gewöhnlich eins der ausscheidenden Sy-
steme (Rezgulatoren) die Hauptrolle übernimmt und dadurch in
eine Localkrankheit versetzt wird, die in regelmässiger Succes-
sion von Erscheinungen (Erethismus, Absonderung und Entlee-
rung) den specifischen Character des Fiebers erkennen
lässt. Hierin liegt der Grund der Eintheilung in gastrische,
catarrhalische, rheumatische und exanthematische Fieber und zu-
gleich Richtschnur und Maassstab für Erkenntniss, Beurtheilung
und Behandlung ihrer mannigfaltigen Grade und Complicationen,
Der epidemische Wechsel dieser Grundformen hängt grössten
Theils ab vom Einflusse der Jahreszeiten, der Witterung und
Localursachen , durch den die abscheidende Thätigkeit vorherr-
schende Richtung nach den verschiedenen Systemen oder Organen
erhält. Vereinte Wirkung der vorausgehenden Anlage und der
epidemischen Einflüsse erzeugt die Krankheit, Jene enthält den
Stoff, den Keim, oder das Wesen derselben , diese bestimmen
ihre Form. Ein hoher Grad der Anlage wird selbst durch ge-=
ringeren Grad epidemischer Einflüsse zur Krankheit erweckt; —
starke, weit verbreitete epidemische Einflüsse entwickeln auch
schwächere Keime, die unter andern Umständen unenthüllt ge=
blieben seyn würden. Der Unterschied zwischen Reizfieber und
wesentlichem Fieber besteht demnach darin, dass die erregende
Ursache bei jenem von aussen her in den Körper kommt und
in ihm bloss einfache Gegenwirkung hervorbringt, bei diesem
aber im Körper selbst keimt, wächst und sich entladet, Beide
sind der ursprünglichen Richtung nach conservativ und un-
terscheiden sich hierdurch gemeinschaftlich vom Zehrfieber,
Zehrfieber nämlich entstehen, wenn das normale Gleichgewicht
zwischen Bildung und Rückbildung so gestört wird, dass letz-
tere überwiegt und dadurch die festen Bestaudtheile des Kör-