88 11. Pathologie, Therapie und mediciujsche Klinik.
Gegenstände schwach, Webrigens‘ hatte Pat, noch 2 Jahre
nicht nur an häufigem Schwindel und Benommenheit des Kopfs,
sondern auch an öftern epileptischen Anfällen zu leiden, die
erst seit einem 1834 überstandenen Wochenbette wegblieben,
— In beiden Fällen entwickelte sich hier aus einem etwa 24
Stunden anhaltenden überaus quälenden Kopfschmerz comatöser
Zustand mit höchst collabirtem Aussehen , kalten Händen , klei-
nem Puls und gänzlichem Verlust des Sehvermögens ohne Läh-
mung der Gliedmassen und olne übermässige Erschöpfung der
Kräfte. Auf den Sopor folgte nervöse Exaltation und Unruhe,
die bei einer Kranken schnell vorüberging, bei dem Andern
aber sich zum förmlichen Delirium tremens ausbildete. Die
Convalescenz dauerte nicht lange, die Sehkraft kam aber viel
später, als freies Bewusstsein und Kräfte und überhaupt nicht
vollständig zurück, Dieser Symptomencomplex fügte sich keiner
der altsystematischen Krankheitsformen vollständig an: am näch-
sten war er offenbar dem Schlagflusse, namentlich der 8. 8. Apo-
plexia nervosa, verwandt, wovon er sich besonders dadurch
unterschied, dass der Sopor nicht als Morbus fulminans auf-
trat, sondern sich aus heftiger Cephaläa heraubildete » dass er
sich mit keiner Lähmung der Extremitäten » dagegen mit mehr
oder minder hartnäckigem Verlust des Gesichtssinns verband
und dass die Genesung nicht durch fieberhafte Reaction, sondern
durch atonischen Erethismus des Sensorium eingeleitet wurde,
LCasper’s Wochenschr, f. d. ges. Heilk, 1837. Nr. 321, 22, 13.
u. 14,
ES, Beobachtung einer Haematuria renalis;
von Dr. Rossen in Schwenningen, Anfang Sept. 1836 liess
den Verf, ein 52jähriger Müller, dessen robuste Constitution
ihm wohlbekannt war, rufen. Er fand ihn halb angekleidet
im Bette, von mässiger Körperfülle, das Gesicht von fast icte-
rischer Färbung und wenig turgescirend. Pat, war über sein
Befinden , das seiner Familie höchst bedenklich vorkam, ohne
Sorgen und wollte, ausser ganz unbedeutendem Schmerze in der
Nierengegend , sich wohl befinden. Der Puls war rubig, Fie-
ber fand sich nicht vor, Appetit fehlte ganz, die Zunge war
kaum weisslich belegt, der Stuhl jetzt nur seit einigen Wo-
chen, wie auch sonst oft, ziemlich hart, Hämorrhoidalknoten
oder Blutabgang durch den After war weder jetzt zugegen,
noch je vom Kranken bemerkt worden, der Unterleib fühlte
sich voll, unschmerzhaft an, das eigentliche Leiden aber be-
jstand_ in starkem Abgang theils ganz reinen, auf dem Boden
schnell gerinnenden, theils innig mit dem Urin vermischten Bluts
[unter leichtem Brennen im Blasenhals und Harnröhre, Dieser
Abgang währte schon 2 Tage und es mochten schon gegen 3
Schoppen Blut abgegangen seyn. Dem Blutharnen ging durch-
aus nichts. voraus, was man "hätte als unmittelbare Urache an-