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IV. Gynäkologie und Pädiatrik,
Der Pulz stieg bis 160, war sehr klein, härtlich, die Haut
mit klebrigem, kühlem Schweisse bedeckt, die Operirte fühlte
sich sehr krank, aber muthig, Sie erhielt 3 Tropfen Tinct.
opit und bald darauf noch 10 Tropfen, auch wurden die Zir-
kelpflaster, die sich links in einen Strang zusammengezogen
hatten und den Leib einschnürten, durchschnitten und, da keine
Oeffnung erfolgt war, ein Klystier gegeben, Um 10 Uhr Mor-
gens war das Befinden gut, der Puls nicht schwach, 130 —
140, Hautwärme und Feuchtigkeit natürlich, der Durst aber
gross. Der Leib war e'was aufgetrieben, allenthalben aber
empfindlich, Der Kopf schmerzte nicht, die Lochien waren
gut, stark, die Zunge weiss belegt. Das Kind wurde ange-
legt. In den Brüsten, die jedoch nicht gespannt waren, fand
sich Milch, Die Zirkelpflaster wurden auch rechts, da sie sich
zu stark spannten, durchschnitten und das Klystier wiederholt.
Bei der innern Untersuchung zeigte sich der Muttermund, wenn
man keinen ‚Schmerz erregen wollte, unerreichbar hochstehend.
Die Scheide war mit braunem Lochialfluss wie überstrichen,
der Jucken an den Fingern erregte und stark ammonikalisch
roch. Abends wurden, bei heftigern Nachwehen, 10 Tropfen
Tinct. opit gegeben und ausserdem, da die Lavements keine
Oeflnung hervorbrachten, eine Oelemulsion mit Natr. sulphur,
verordnet, Auch in der Nacht gab man heftiger Wehen we-
gen abermals 8 Tropfen Opiumtinetur. Dritter Tag, d. 29,
Juni. Die Nacht war unter wechselnden Wehen und Schlaf
vergangen. Das Kind war 2 Mal angelegt worden und hatte
ausserdem durch Unruhe die Mutter oft gestört. Gegen Mor-
gen klagte sie sehr über Schmerz in der Wunde und dem
rechten Hypochondrio, weshalb sie 6 Tropfen Tinct, opit er-
hielt, Um 7 Uhr hatte sie Uebelkeit und klagte heftig über
grossen Schmerz im Unterleibe, der sehr aufgetrieben, doch
noch nicht verhältnissmässig gespannt und empfindlich war,
Der Durst war unlöschbar und der Urin ging unwillkührlich
ab. Die Wöchnerin erhielt 12 Tropfen Tinct. opiz und alle
2 Stunden ein Lavement, bis zur Wirkung, daneben aber
wurde warmes Wasser in die Scheide eingesprizt, da der Aus-
Auss sehr scharf und übelriechend war. Die Medicin wurde,
da sie Uebelsein hervorrief, ausgesetzt, Zum Getränk wurde
Wasser und Buttermilch gereicht. Um Mittag waren Schmerz
und Spannung des Unterleibs gestiegen, der Leib trommelnd,
die Herzgrube höchst empfindlich, die Haut heiss, trocken. Alle
Lavements blieben ohne Wirkung. Die Uebelkeit dauerte fort
und es trat selbst Erbrechen ein. Heftige, wehenartige, sehr
häufige Schmerzanfälle quälten Pat. .Die Respiration war sehr
beengt, Angstgefühl und Muthlosigkeit gross und während die
Frau über Mangel an Luft jammerte, flog die Brust heftig.
Das Gesicht fing an zu collabiren, der Puls schlug 140 Mal.