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IN. Chirurgie und Ophthalmologie,
rasch gefasst,. Pat. wurde in Ermangelung eines passenden
Tisches auf eine mit Kissen belegte Bauernkiste gelegt und die
Operation, wie folgt, unternommen. Das Scrotum wurde mit-
telst eines convexen Scalpells vom Annulus abdominalis an bis
an den Fundus scrotti durchschnitten, das Zellgewebe unter der
Haut bis auf die Tunica vaginalis propria testis getrennt und
mit dem mit dem Rücken auf die Volarfläche des linken Zei-
gelingers gesetzten Scalpelle in dieselbe ein Einstich gemacht,
worauf durch die so gemachte Oeffpung nach und nach ein
Maass trüben Wassers ausfloss. Die Geschwulst nahm darauf
zwar bedeutend ab, behielt aber doch noch die Grösse eines
starken Kinderkopfs. Als L. nun mit der Scheere die Oeff-
nung vorsichtig erweiterte, bemerkte er bald ein ungewöhnli-
ehes Hinderniss. Das stumpfe Blatt der Scheere konnte nicht
weiter fortgeschoben werden und L. sah durch die ungefähr 2
Zoll lange Wunde der Scheidenhaut den degenerirten Hoden in
Form eines convexen, mit ungefähr 4 Linien und darüber
dicken, von dunkelm Blute strotzenden Adern übersäten weis-
sen Körpers, der ganz hart war und selbst beim stärksten
Aufdrücken nicht schmerzte, Der Verf. war daher nun genö-
thigt, den Testikel zuerst nach oben hin frei zu präpariren und
fand bald ein oben an seiner Spitze damit verwachsenes Stück
vom Dünndarm, das vom Annulus abdominalis fest einge-
schlossen war. Die Adhäsionen wurden nun getrennt und
die ungefähr 1} Zoll lange, von strotzenden Adern dunkel-
rothe und von Luft ausgedehnte Darmschlinge von Geschwulst
und Scheidenhaut behutsam frei gemacht. Es konnte aber doch
wegen des fest verschlossenen Annulus abdominalis die Darm-
schlinge nicht zurückgebracht werden. L. nahm daher ein ge-
knöpftes Pott’sches Bistouri, schob dasselbe behutsam unter
den innern Schenkel des Annulus abdominalis und indem er
ziemlich starken Druck, keinen Zug, gegen denselben nach
oben hin anbrachte, erweiterte er die Oeflnung so, dass die
Darmschlinge zurückgebracht werden konnte. Nachdem sich
der Verf. mittelst Einbringens des Zeigefingers in die Oeffnung
überzeugt hatte, dass der ganze Leistenkanal offen geblieben,
mithin angeborner Leistenbruch zugegen war, zog er den Fin-
ger aus der Wunde, worauf im Augenblick eine grosse Menge,
wenigstens ein Maass röthlichen Wassers hervorquoll. Der
jetzt klar da liegende Samenstrang war bedeutend dick. Die
einzelnen Venen des Plexus pampiniformis waren varicös, Wes-
halb es der Verf. auch nachher vorzug, den gesammten Samen-
sirang und nicht die Art. spermat. intern. isolirt zu unterbin-
den. Dies war übrigens schwieriger, als gewöhnlich. Denn
ungeachtet des festen Anziehens der Ligatur, wodurch dieselbe
sogar einige Male zerriss, rutschte sie nach Exstirpation des
Hodens 2 Mal ab, wodurch Pat, nicht wenix Islut verlor.