Full text: (Neueste Folge, Band 5 = 1837, No 9-No 16)

1. Chirurgie und Ophthalmologie, 
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294, Omarthrocaces vom R. A, Dr. Sommer in Co- 
blenz. Kin gesunder, kräftiger 28jähriger Artillerist musste am 
16. Ang. 1831 wegen Schmerz im linken Schultergelenke dem 
Uoklenzer Lazarethe überwiesen werden, Genaue Untersuchung 
der Schulter zeigte keine organische Veränderungen, auch 
wusste Pat. keine Veranlassung selues jetzigen Leidens anzu- 
geben, erzählte jedoch bei genauerem Befragen: dass ihm vor 
mehr als zwei Jahren beim Exerciren ein Lavettenschwanz auf 
diese Schulter gefallen sei, der ihn an derselben stark ge- 
quetscht und zu Boden geworfen habe, Nach Beseitigung“ der 
Contusion sey jedoch bis jetzt gar keine Spur der damaligen 
Verletzung übrig geblieben und der Arm stets vollkommen 
brauchbar gewesen. Anfangs wurden innere und äussere Än- 
tirheumatica angewandt, bald darauf aber, als die zunehmenden 
Schmerzen Verdacht erregten, Blutegel, Schröpfküpfe, Mercu- 
rialeinreibungen , spanische Fliegen, Einreibungen der Auten- 
riet h’schen Salbe, Laxauzen, Bäder u. s. w., jedoch verge- 
bens, gebraucht. — Nur zu bald bewies eine nicht mehr zu 
verkennende Verlängerung des Oberarms, verbunden mit dem 
charakteristischen Schmerze im Ellenbogengelenke, bei zuneh- 
mender Geschwulst und den heftigsten Schmerzen in der Schul- 
ter, das Dasein einer ins zweite Stadium getretenen OCmarthro- 
cace, zu deren möglicher Beseitigung dem Pat, die Anwendung 
des Glüheisens‘ vorgeschlagen wurde. Dieser aber lehnte das 
Mittel zuerst bestimmt ab, bis er, bei der Unwirksamkeit aller 
übrigen Heilversuche, und durch schreckliche Schmerzen, stete 
Schlaflosigkeit, Nachtschweisse und den gänzlichen Verfall ser 
ner Kräfte aufs Aeusserste gebracht, sich drei Wochen später 
dazu entschloss. Nach Application dreier Brandstreifen mittelst 
prismatischer Eisen wurde. der Verf. durch die völlige Unbän- 
digkeit des Kranken von der Fortsetzung der Cauterisation ab- 
gehalten und fürchtete deshalb einen sehr unvollkommenen Er- 
folg. Dieser aber war fast augenblicklich heilbringend, denn 
schon in der nächsten Woche hatte der Pat, keine anderen 
Schmerzen, als die in den Brandstellen ; Schlaf, Appetit und 
Kräfte kehrten wieder, uod auch die Geschwulst und Verlän- 
gerung des Arms verminderte sich bei eintretender profuser Eite- 
rung deutlich. Man bemühte sich, die letztere um so mehr zu 
befördern und durch Etablirung zweier grossen Fontanellen um 
so länger zu erhalten, je mehr man fürchtete, dass die durch 
die Unruhe des Kranken abgekürzte Cauterisation nicht ener- 
gisch genug gewesen seyn dürfte, Diese Vermuthung bestä- 
tigte sich aber nicht, denn das Uehel des Mannes blieb besei- 
tigt, wobei, was als Ausgang des 2, Stadiums derartiger Krank- 
heiten wohl nur selten beobachtet wird, eine vollkommene Re- 
sorption mit spurlosem Verschwinden des ganzen Oberarmkopfes 
eintrat. Von vorn und seitwärts beirachtet hatte die Schulter
	        
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