MN, Chirurgie und Ophthalmologies 491
„ Linie, Die zwei kleinern Knochenscheiben hatten jede bei
» Zoll im Quadrat und waren« scharf und spitzig. Liessen
diese Verwundungen auch nur eine schlechte Prognose zu, 80
verzweifelte doch E. nicht an der möglichen Herstellung und
viel weniger noch an Rettung des Unglücklichen, Der vortreff-
lichen Wirkung der Kälte in Fällen der Art allein verträuend,
belezte er den ganzen Kopf mit klein zerstossenen Eisstücken,
die auf mehreren aufgeschlitzten Ochsenhlasen ruhten und mit
darüber ausgebreiteten Compressen festgehalten wurden, Schmol-
zen die Eisstücke, so kamen im Augenblick audere an ihre
Stelle, das abfliessende Wasser aber fergen Waschschwämme,
die zur Seite lagen, auf. Innerlich erhielt der Verwundete
mässig kühle Limonade, nach der er sehnsüchtig verlangte,
sonst aber keine Arzneijen, da E, die Ueberzeugung seines
Lehrers Kern theilt, dass dieselben in solchen Fällen, mögen
sie von welcher Art immer sein, nicht nur überflüssig, sondern
durch Störung des Heilbestrebens der Natur wirklich schädlich
sind. Die Diät wurde auf klare Fleischbrühe beschränkt. Am
14. Juli Morgens war Pat. ganz bei sich, von selbst erfolgte
breiiger Stuhlgang, der Puls war nicht so voll, wie Tags zu-
vor und die Congestionen nach oben gering. Den 15. klagte
Pat. über Schmerzen im Rücken und linken Arme: Stellen, die
starke Contusionen erlitten hatten und mit kalten Fomenten von
den Wächtern in der Nacht vorher nicht hinlänglich bedacht
worden waren. Am 18, äusserte der Verletzte starke Kopf-
schmerzen, der Puls war voll, gespannt und Hitze und Durst
gross, so dass E, sich veranlasst fand, 1 Pfund Blut durch
Aderlass zu entziehen, worauf in der nächsten Nacht der Schlaf
ruhig war. Am 20. Juli fingen beide Kopfwunden zu eitern
an, doch setzte E. die Eisumschläge noch fort, und zwar um
so mehr, als dieselben vom Kranken olıne die mindeste Be-
schwerde ertragen wurden. Vom 23.—27, Juli sah man in
beiden Kopfwunden gutartigen Eiter in mässiger Quantität, Pat,
konnte täglich einige Stunden im Bette aufrecht sitzen. Die
kalten Bähungen wurden nach und nach mit warmen verwech-
selt. Appetit und Schlaf waren gut und Oeffnung erfolgte jeden
zweiten Tag regelmässig ein Mal von selbst. In den nächsten
8 Tagen erhielt Pat. wegen verstärkter Eiterbereitung_ eine sei-
nem Appetit entsprechende Diät und etwas Wein, Auch war
in diesen Tagen der in-die Knochenwunde eingelegte Reserve=
lappen hervorgetreten. Bei diesem ganz einfachen Verfahren
schritt die Heilung immer weiter vor, die linke, etwas wu-
chernde Kopfwunde zeigte nach wiederholtem Bestreichen mit
Höllensteine lebhafte Granulation von jungem Fleische und rings
um die Scheitelwunde erzoss sich neuer Knochensaft, der täg-
lich fester wurde. Am 21. Sept. sah man nur noch eine Oelf-
nung von der Grösse eines halben Kreuzerstücks am Scheitel,